Er ist in Krefeld geboren, erlitt dort mit seinen Eltern die Pogromnacht, ein Jahr später, Rolf Gompertz war elf Jahre alt, wanderte die Familie in die USA aus. Dort studierte er, hatte und hat ein ausgefülltes Berufs- und Familienleben, ist aktives jüdisches Gemeindemitglied. Er schrieb mehrere Bücher, und eines liegt seit kurzem auf Deutsch vor, verlegt von einem der rheinischen Kirche verbundenen Verlag, versehen mit einem Geleitwort des rheinischen Präses, aus dem Englischen übersetzt von einem ehemaligen rheinischen Superintendenten. „Jesus – mein jüdischer Bruder“ heißt der Roman, der Jesus aus der Perspektive des Judas und des Judentums porträtiert.
Interessierte können den Autor kurzfristig noch bei einem Gespräch und einer Lesung erleben:
7. April, 20 Uhr, Jüdisches Gemeindezentrum Krefeld, Wiedstraße 17b, Rolf Gompertz im Gespräch mit dem ehemaligen Krefelder Oberbürgermeister Dieter Pützhofen;
8. April, 20 Uhr, CityKirche Elberfeld, Kirchplatz 2, Wuppertal, Lesung aus „Jesus – mein jüdischer Bruder“.
„Ich will mit diesem Buch zum Verständnis zwischen Juden und Christen beitragen, damit wir in gegenseitigem Respekt nebeneinander in Würde und Frieden leben können“, ist Rolf Gompertz auf der Buchrückseite zitiert. Im heutigen Gespräch mit der Ökumeneabteilung im Landeskirchenamt und Mitarbeitenden des Neukirchener Verlags unterstrich der 83-Jährige, dass er niemanden bekehren, sondern ein besseres Verständnis von Jesus und des Judentums geben wolle. Interessiert habe ihn insbesondere die Frage, wer die Macht hatte. Ein Ergebnis ist zum Beispiel: Der Römer Pontius Pilatus hatte die Macht über die jüdischen Hohepriester. Auch die Todesstrafe war römisch, nicht jüdisch, stellte Gompertz klar.
So tauchte im Gespräch noch einmal das Wort Geschenk auf: Dr. Volker Haarmann, rheinischer Landespfarrer für den christlich-jüdischen Dialog, sprach vom „Geschenk der jüdischen Bibelauslegung“. Ökumene-Chefin Barbara Rudolph lobte die Anfänge des Austauschs in der Texteauslegung.
Zur Sprache kam auch Gompertz’ Rückkehr in seine Heimatstadt – kein einfacher Schritt. In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre waren mehrere Krefelder Holocaust-Überlebende angeschrieben worden. „Ich hatte damals keinen Brief bekommen. Und ich war froh, dass sie mich nicht gefunden hatten. Ich dachte: Soll ich vergessen und vergeben? Das kann ich nicht.“ Erst nach längerer innerer Auseinandersetzung folgte der Kontakt, 1988 sprach er beim 50. Gedenken an die Pogromnacht. Auch das ist in dem Buch dokumentiert.
Jesus – mein jüdischer Bruder, Roman, übersetzt aus dem Englischen von Carl Dieter Hinnenberg, mit einem Geleitwort von Präses Nikolaus Schneider. Aussaat Verlag, Neukirchen-Vluyn, 2010, Preis 14,90 Euro
Quelle: ekir.de / neu / 06.04.2011 >>>