7 kleine Dinge: Metalle - Blei

Bleiern - schwer zu sein und weich zugleich


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Schwer zu sein und weich zugleich, das ist die Eigenart des Bleis. Beide Eigenschaften sind für Theologie und Kirche von Nutzen.

Das Gewicht des Bleis dient dem Weisheitsbuch Jesus Sirach für einen Vergleich:
Was ist schwerer als Blei? Wie könnte es anders heißen als: der Tor?
Sand, Salz und Eisenblöcke sind leichter zu tragen als ein unvernünftiger Mensch.
– Jesus Sirach 22,14f

Der Prophet Jeremias hingegen findet im Blei eine Metapher der Bösen:
Der Blasebalg hat geschnaubt, unversehrt vom Feuer ist das Blei, vergeblich hat man geschmolzen und geschmolzen, die Bösen lassen sich nicht ausscheiden (Jeremia 6,29).
Für den zeitgenössischen Künstler Anselm Kiefer hingegen, der sich selbst „Freund des Bleis“ nennt, ist Blei das „Metall der Melancholie“.

Vom Schöngeistigen hin zum Materiellen, Handfesten: Das hohe spezifische Gewicht des Bleis wurde bereits in biblischen Zeit ganz praktisch genutzt: als „Senkblei“ zur Vermessung der Gemäuer (2. Könige 21,13).

Die zweite Eigenschaft des Bleis, seine Weichheit, macht es bis heute für jede Kirche unersetzbar.
Die metallenen Orgelpfeifen werden aus Blei oder Zinn oder einer Legierung der beiden Metalle hergestellt. Zinn sorgt für einen strahlenden, obertönigen, weittragenden Klang, der aber zur Schärfe neigt. Blei dagegen bewirkt einen sehr weichen, warmen Klang, der aber nicht sehr tragfähig ist. Die gewünschte Ausgewogenheit herzustellen, erfordert Metall-Verstand. Erst die richtige Legierung oder eine angemessene Kombination von Zinn- und Bleipfeifen bringt den wohltemperierten Klang.

Blei ist aber nicht nur schwer und weich, sondern auch giftig. Wer in einer Pfeifenwerkstatt Pfeifen gießt, muss regelmäßig untersuchen lassen, wie hoch der Bleigehalt im eigenen Körper ist, und ob die zulässigen Grenzwerte überschritten werden. Zuviel Blei hemmt die Blutbildung, führt zu Muskelkontraktionen und zur Verengung kleiner Blutgefäße. Der weiche Orgelklang hat seinen Preis.

 

Dienstags-Kolumne von Barbara Schenck, 21. September 2016