Birg uns im Mantel deiner Liebe
Gottesdienst am Küchentisch. Auf der Couch. Oder sonstwo. Am Totensonntag, 22. November 2020
Wo zwei oder drei versammelt sind, da ist Jesus Christus mitten unter ihnen. Gott sei Dank. Das heißt: Auch, wenn derzeit nicht wie gewohnt Gottesdienste stattfinden, wird überall auf der Welt weiter gebetet, gesungen, hört Gott zu und ist nah. Wir möchten Ihnen hier ein paar Anregungen geben, wie Sie diese Zeit gestalten können.
Was man braucht: Mindestens eine Person. Eine Kerze. Eine Bibel. Vielleicht ein Gesangbuch. Ein kleiner Tipp: Es fällt leichter, wenn man sich einen festen Zeitpunkt setzt. Zum Beispiel am Sonntagmorgen.
Zu Beginn: Kerze anzünden
Eine*r:
Die Glocken läuten und laden ein zum Gebet. Jesus sagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ – Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten, miteinander verbunden über alle Entfernung. Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Alle:
Amen.
Eine*r:
Lasst uns beten:
Ewiger Gott,
Birg uns im Mantel deiner Liebe,
wenn uns kalt wird von innen her,
wenn Trauer und Trostlosigkeit über uns herfallen
und alles sinnlos erscheint.
Gewähre uns Zuflucht,
wenn wir darüber grübeln
was wir versäumt oder falsch gemacht haben
und wenn uns die Erinnerung
an ungelebte Träume einholt.
Halt uns fest, du starker Gott,
wenn der Boden unter uns wankt
und unsere Lebensentwürfe zerbrechen,
oder wenn uns das Ziel unseres Daseins verschwimmt.
Gott, mit der Verworrenheit unserer Gefühle,
mit Fragen und Zweifeln
flüchten wir uns zu dir.
Herr, erbarme dich über uns!
Amen.
Psalmgebet Psalm 90
Eine*r:
Herr, du bist unsre Zuflucht für und für.
Ehe denn die Berge wurden
und die Erde und die Welt geschaffen wurden,
bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Der du die Menschen lässest sterben und sprichst:
Kommt wieder, Menschenkinder!
Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag,
der gestern vergangen ist,
und wie eine Nachtwache.
Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom,
sie sind wie ein Schlaf,
wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst
und des Abends welkt und verdorrt.
Das macht dein Zorn, dass wir so vergehen,
und dein Grimm, dass wir so plötzlich dahinmüssen.
Denn unsre Missetaten stellst du vor dich,
unsre unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht.
Darum fahren alle unsre Tage dahin durch deinen Zorn,
wir bringen unsre Jahre zu wie > ein Geschwätz.
Unser Leben währet siebzig Jahre,
und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre,
und was daran köstlich scheint,
ist doch nur vergebliche Mühe;
denn es fähret schnell dahin,
als flögen wir davon.
Wer glaubt’s aber, dass du so sehr zürnest,
und wer fürchtet sich vor dir in deinem Grimm?
Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen,
auf dass wir klug werden.
Herr, kehre dich doch endlich wieder zu uns
und sei deinen Knechten gnädig!
Fülle uns frühe mit deiner Gnade,
so wollen wir rühmen und fröhlich sein
unser Leben lang.
Heute kann gesungen werden:
EG 147 Wachet auf, ruft uns die Stimme oder EG 5326 Jesus,
meine Zuversicht
Eine*r liest das Evangelium für den Sonntag: Johannes 5, 24-29
Eine*r liest die Predigt zu 1. Kor 15, 35-44
Glaubensbekenntnis (nach Dietrich Bonhoeffer)
Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein. Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten. Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Schicksal ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.
Fürbittengebet
Lasst uns in Liebe an die denken,
die gestorben sind und die wir begraben mussten,
an die wir uns liebevoll erinnern,
an ihre Stimme, ihren Blick, ihr Lachen.
In der Stille beten wir für sie
*
Gott, schenke du ihnen Ruhe
und Geborgensein bei dir.
Was sie uns schuldig geblieben
sind, vergeben wir ihnen,
und wir bitten dich um Vergebung,
wenn wir ihnen etwas schuldig geblieben sind.
Lass uns in Liebe verbunden bleiben,
schenke ihnen und uns deinen Frieden.
Gott, wir bitten dich für alle Trauernden,
besonders für die, die nicht richtig Abschied von ihren Liebsten nehmen konnten.
Tröste sie mit der Hoffnung,
dass der Tod nicht das letzte Wort über uns hat,
dass du alle Tränen abwischst,
dass wir uns wiedersehen.
Wir bitten dich für alle Kranken und Sterbenden,
für die Menschen, die ihnen zur Seite stehen,
für die Ärztinnen, Pflegerinnen, Seelsorgerinnen und Sterbebegleiter.
Hilf allen, die gehen müssen
und denen, die sie gehen lassen müssen.
Gott, wir bitten für uns selber und alle Lebenden,
besonders für den Menschen aus unserer Mitte,
der als erster unseren Toten vor dein Angesicht folgen wird.
Gib, dass wir dich suchen und umkehren zu dir.
Amen
Vater unser
Segen
Alle öffnen die Hände. Eine*r oder alle gemeinsam sagen:
Gott, segne uns und behüte uns.
Lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns Frieden.
Amen.
Hier könnte man gut noch ein Lied singen, z.B.
EG 171 Bewahre uns, Gott
EG 65 Von guten Mächten
Kerze auspusten
Nehmen Sie sich ein bisschen Zeit nach dem Gottesdienst. Widerstehen Sie der Versuchung, sofort zur Tagesordnung überzugehen. Vielleicht ist jetzt gerade eine gute Gelegenheit, weiter über das zu sprechen, was Sie bewegt.
Kathrin Oxen
Kathrin Oxen, Moderatorin des Reformierten Bundes, gibt Ihnen auf reformiert-info.de jeden Sonntag Materialien für den Gottesdienst für Zuhause, dazu eine aktuelle Predigt.