Die Berufung

"In Calvins Anthropologie nimmt die Berufung einen besonderen Platz ein. Da ist zuerst einmal die allgemeine Berufung eines Christen, die zugleich auch diejenige der ganzen Schöpfung ist: Gott preisen und den Menschen dienen. Durch die Umsetzung dieser Aufforderung lebt der Christ in Harmonie mit allem Geschaffenen. Calvin betont, dass die biblische Kennzeichnung der Erde ganz gut die Einheit des Universums und die Solidarität der Geschöpfe ausdrückt. Erinnern Sie sich an diese Texte: Gen. 2,7 Gott formte den Menschen aus dem Staub der Erde. Gen. 2,19 Gott formte aus der Erde alle Landtiere und alle Vögel des Himmels. Calvins Kommentar dazu lautet: Er (Gott) nimmt das Erdreich nicht, weil er es braucht, sondern um alle Teile der Welt besser mit dem ganzen Universum zu vereinen. Der Mensch hat den gleichen Ursprung wie der Löwenzahn, die Eiche, die Maus und die Schwalbe. Der Reformator ist von der mitfühlenden Solidarität gegenüber der Schöpfung und den nicht-menschlichen Wesen geleitet. Er erinnert oft an die Unschuld der nicht-menschlichen Schöpfung, die wegen der Auflehnung ihres Königs Adam in den Sündenfall und das Leiden hineingezogen wurde. Dieser gemeinsame Ursprung – wir alle sind aus Erde gemacht – verhindert den Hochmut und die Geringschätzung gegenüber den anderen Mitgeschöpfen.
Neben dieser allgemeinen Berufung – Gott preisen und den Menschen dienen in Solidarität mit der Schöpfung – gibt es die spezielle Berufung jedes einzelnen Christen. Jeder hat eine Berufung: Bäcker, Landmann, Maurer, Lehrer, Totengräber, Künstler, Ordnungshüter, Arzt, Magistrat... die die allgemeinen Aufgaben als Vater und Mutter oder Ledige ergänzen. ..."

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