Die Waffen fallen lassen - wenn es nur so einfach wäre

Stimmen zur Abrüstung

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Wie Abrüstung funktionieren kann - dazu gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen, die sich auch abhängig von historischen Ereignissen immer wieder gewandelt haben. Wie lassen sich Rüstungsexporte regulieren? Wie kann Abrüstung innerhalb internationaler Verflechtungen aussehen? Nachfolgend finden Sie eine Sammlung von Zitaten.

Stellungnahme der GKKE (Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung) zum Rüstungsexportbericht 2018:

„Die GKKE  fordert die Bundesregierung dazu  auf, sich an ihre selbst gesetzten Grundsätze zu halten und keine Kriegswaffen mehr an Drittstaaten zu liefern, es sei denn, sie kann tatsächlich besondere außen- oder sicherheitspolitische Interessen nachweisen. Diese sollte sie dann explizit benennen. […] Die GKKE fordert die Bundesregierung dazu auf, alle Rüstungsexporte an Staaten der von Saudi-Arabien angeführten Jemen-Kriegs-Koaliton (Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate,  Ägypten, Bahrain, Jordanien, Kuwait, Marokko, Senegal und Sudan) ausnahmslos zu untersagen. Alle bereits erteilten Genehmigungen sind sofort zu widerrufen.“

Auszug aus der Friedenserklärung des Reformierten Bundes 2017:

„Eine Regulierung des internationalen Waffenhandels auf völkerrechtlicher Grundlage ist unseres Erachtens unabdingbar. Besonders im Blick auf vollautomatisierte Waffensysteme (‚Kampfdrohnen‘) gilt, dass diese Waffensysteme völkerrechtlich geächtet werden müssen. Sie ‚erleichtern‘ durch ihren Einsatz Kriege, indem sie als sog. ‚Mittel risikoloser Kriegsführung‘ die „Kultur militärischer Zurückhaltung“ (Hans-Richard Reuter) schwächen. Im wörtlichen Sinne „entmenschlichen“ sie Gewaltakte in potenzierter Weise, vollziehen ohne gerichtliches Verfahren Todesurteile und nehmen zivile Opfer in Kauf.“

Jürgen Moltmann, Vortrag bei der 26. Generalversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen 2017:

Ich denke, das Töten verleiht Macht, die absolute, göttliche Macht über Leben und Tod. Darum dringen die Terroristen auf größtmögliche Öffentlichkeit. Schrecken zu verbreiten, ist ein ungeheurer Zuwachs an Lust. Wir hatten diese Liebe zum Tod auch im europäischen Faschismus: Viva la muerte, rief ein alter faschistischer General im spanischen Bürgerkrieg aus: Es lebe der Tod. Terrorismus entsteht in den Köpfen und Herzen von Menschen und muss in den Köpfen und Herzen von Menschen überwunden werden. Das ist die Sprache des Friedens, die Leben schafft, nicht der Gewalt.

Karl Barth, Brief an eine Vertreterin des Vereins „Kirche und Frieden“ in Holland (24. Oktober 1938)

Um des rechten Friedens willen darf die Kirche dem Staat nicht wehren, das Schwert zu führen. […] Wenn der Staat den Frieden nicht mehr anders schützen kann, dann muß er ihn mit dem Schwert schützen. Die Kirche wird darum beten und dafür arbeiten, daß das nicht nötig werde. Sie wird sich aber die Augen nicht verschließen vor der eintretenden Notwendigkeit - es kann sogar sein, daß sie diese früher sehen muß als der Staat selber!! […] Die Diktatur ist das ausgesprochene Regiment der bewußten und planvollen Ungerechtigkeit und Unfreiheit. Die Diktatur ist als solche die Bedrohung des rechten Friedens. Im Zeitalter der Diktaturen muß die Kirche in allen noch nicht von ihnen beherrschten Ländern mit dem Willen zum rechten Frieden auch die Bereitschaft zu dessen Verteidigung gutheißen und fordern. Sie hat um des Evangeliums willen und durch die Verkündigung des Evangeliums den demokratischen Staat aufzurufen, um jeden Preis, auch um den von Not und Untergang, starker Staat zu sein, das heißt: den Diktaturen an seinen Grenzen mit allen Mitteln Halt zu gebieten. Und sie hat ihren Gliedern um des Evangeliums willen und durch die Verkündigung des Evangeliums zu sagen, daß es etwas gibt, das schlimmer ist als Sterben und als Töten: das freiwillige Jasagen zu der Schande der Herrschaft des Antichrist.

Johannes Calvin,  Predigt zu Matthäus 5,5-7, gehalten am 20. Oktober 1560:

„Wenn die Menschen nur das bedächten, was die Natur ihnen zeigt, so wäre unsere Lage sicherlich schon so glücklich, wie man es nur wünschen könnte. Denn Gott hat uns alle nach seinem Bild geschaffen, so dass ein jeder an seinem Nächsten mit Staunen merken muss: wir sind ein Fleisch. Wie verschieden auch Gesichter und Geister sein mögen, diese von Gott bei uns gestiftete Einheit können wir nicht auslöschen und aufheben. Bliebe uns dies ins Gedächtnis geprägt, ein jeder lebte friedsam mit seinem Nächsten, wir wären wie in einem Paradies auf Erden. Aber wir sehen, wie jeder ganz im Gegenteil seinem Profit nachgeht und sein eigenes Fortkommen sucht, jeder will Herr sein.“

Impulsfragen:

  • "Schrecken zu verbreiten, ist ein ungeheurer Zuwachs an Lust." (Moltmann) Wie findet Abrüstung im Kopf statt?
  • Frieden "mit dem Schwert schützen" (Karl Barth): Was ist Ihre Meinung dazu? Kann der Einsatz von Waffen langfristig zu Frieden führen? Kann der Einsatz von Waffen langfristig zu Abrüstung führen?
  • Wie denken Sie über das Zitat von Johannes Calvin? Wie kann der Mensch die "bei uns gestiftete Einheit" erkennen?

Isabel Metzger
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