GEKE: Verbote gegen das Sterben helfen nicht weiter

Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa diskutiert gemeinsame Position zu Sterbehilfe.

„Eine Zeit zum Leben, eine Zeit zum Sterben“ lautet der Titel einer gemeinsamen Orientierungshilfe der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa GEKE zu Sterbehilfe und Entscheidungen am Lebensende. Der Entwurf der Orientierungshilfe wurde vom 7.-9. Februar auf einer internationalen Fachtagung in der Evangelischen Akademie Tutzing diskutiert. Die Orientierungshilfe soll auf der Grundlage der Ergebnisse der Fachtagung im Frühjahr als gemeinsame Position der evangelischen Kirchen in Europa verabschiedet werden.

Die Frage, wann und wie jemand stirbt, ist heute in vielen Fällen abhängig von medizinischen Entscheidungen. Die evangelischen Kirchen in Europa wollen für diese schwierigen Fragen eine Orientierung bieten. „Im Mittelpunkt unserer Überlegungen stehen dabei der Respekt vor der Unverletzlichkeit des Lebens und das Wohl des Patienten,“ charakterisiert Generalsekretär Michael Bünker das Anliegen der GEKE.

„Weil wir immer mehr tun können, müssen wir immer mehr verantworten“, so GEKE-Präsident Thomas Wipf zur Situation, mit der sich Patienten, Angehörige und medizinisches Personal am Ende des Lebens konfrontiert sehen: „Verbote gegen das Sterben helfen nicht weiter, wir brauchen Angebote und Hilfen für das Leben.“

Die Regionalbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Susanne Breit-Kessler (München), begrüßt als Vertreterin der gastgebenden Kirche die Orientierungshilfe: „Das GEKE-Papier ist dringend notwendig. Wir alle gewinnen an Lebensqualität, wenn wir die Kultur des Sterbens fördern.“ Darum sei es wichtig, in die Entscheidungen am Lebensende alle Beteiligten einzubinden und diese Fragen frühzeitig im Familien- und Freundeskreis anzusprechen.

Die Fachtagung mit Teilnehmenden aus den 105 Mitgliedskirchen der GEKE verabschiedete am Ende der Tagung Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Orientierungshilfe. Im Mittelpunkt der Diskussion steht dabei die Frage, wie die evangelischen Kirchen ihre gemeinsamen Anliegen in sehr unterschiedliche nationale Zusammenhänge einbringen können. Die Teilnehmenden der Tagung kritisieren eine zunehmend „funktionale“ Wahrnehmung des Menschen. Die Kirchen müssen hier unbequem bleiben und immer wieder deutlich machen, dass die Würde menschlichen Lebens nicht von Gesundheit, Glück oder Leistungsfähigkeit abhängig ist.

Tutzing, 9. Februar 2011

Foto: Hidalgo1263, „Herbstimpressionen I“, CC-Lizenz (BY 2.0), www.piqs.de

Pressemitteilung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) - Leuenberger Kirchengemeinschaft / Pressesprecher Thomas Flügge