'In den Tagen, die kommen, sei bei uns'
Gottesdienst am Küchentisch Auf der Couch. Oder sonstwo
Wo zwei oder drei versammelt sind, da ist Jesus Christus mitten unter ihnen. Gott sei Dank. Das heißt: Auch, wenn derzeit keine regulären Gottesdienste stattfinden, wird überall auf der Welt weiter gebetet, gesungen, hört Gott zu und ist nah. Wir möchten Ihnen hier ein paar Anregungen geben, wie Sie diese Zeit gestalten können.
Was man braucht: Mindestens eine Person. Eine Kerze. Eine Bibel. Vielleicht ein Gesangbuch. Ein kleiner Tipp: Es fällt leichter, wenn man sich einen festen Zeitpunkt setzt. Zum Beispiel am Sonntagmorgen.
Zu Beginn: Kerze anzünden
Eine*r:
Die Glocken läuten und laden ein zum Gebet. Jesus sagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ – Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten, miteinander verbunden über alle Entfernung. Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Alle:
Amen.
Eine*r:
Lasst uns beten.
Alle:
Guter Gott,
in diesen Tagen spüren wir besonders,
wie gut es tut,
einen Ort zu haben,
an dem wir uns dir nahe fühlen.
Auch wenn die Türen unserer Kirche nun geschlossen sind
und wir nicht zusammenkommen können:
Unser Herz ist offen für dich
Komm du jetzt zu uns.
Lass uns zur Ruhe kommen,
mit allem, was uns gerade bewegt.
Stille
Wir bitten dich: Höre uns
Amen
Psalmgebet Psalm 69
(nach der Übertragung von Jörg Zink)
Alle:
Sei uns nahe,
denn die Angst ist groß.
Eine*r:
Gott, rette mich!
Ich versinke in tiefem Schlamm
und finde keinen Grund.
Das Wasser geht mir bis an die Kehle!
Ich bin in tiefe Wasser geraten,
und die Flut will mich ersäufen.
Ich habe mich müde geschrien,
meine Kehle ist heiser.
Meine Augen sind dunkel geworden
über dem langen Ausschauen nach meinem Gott.
Alle:
Sei uns nahe, denn die Angst ist groß.
Eine*r:
Ich aber bete zu dir, Gott.
In der deiner großen Güte
erhöre mich
und steh mir mit deiner Hilfe bei.
Errette mich aus dem Schlamm,
dass ich nicht versinke.
Alle:
Sei uns nahe, denn die Angst ist groß.
Eine*r:
Erhöre mich, Gott,
denn deine Güte ist mein Trost.
Wende dich zu mir und sei mir barmherzig.
Ich will Gott rühmen mit einem Lied,
mit einem Lied will ich ihm danken.
Alle:
Sei uns nahe, denn die Angst ist groß.
Vielleicht gibt es ein Lied, das alle zusammen singen können? Zum Beispiel heute das Adventslied, das auch zum Palmsonntag passt:
EG 11 Wie soll ich dich empfangen
Eine*r liest das Evangelium für den Sonntag Johannes 12, 12-19
Eine*r liest die Kurzpredigt zu Markus, 14, 3-9
Glaubensbekenntnis
(nach Dietrich Bonhoeffer)
Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.
Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten. Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Schicksal ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.
Fürbittengebet
(nach einem Gebet von Nadia Bolz-Weber)
Dass wir allen Komfort und die Bequemlichkeiten, die unser Leben umgaben,
nicht oft genug als Segen betrachtet haben, sondern als selbstverständlich hingenommen-
Vergib uns, Gott.
Für alle unter uns, die jetzt allein und nicht in der Gemeinschaft trauern müssen.
Tröste uns, Gott
Für alle unter uns, die sich um die Kranken kümmern,
Beschütze uns, Gott.
Gib uns die Fähigkeit, all die Angstmacherei, die wenig hilfreichen Kommentare und die schlimmste Szenarien nicht andauern anzuklicken.
Stärke uns, Gott.
Für alle, denen nichts Kreatives mehr einfällt, was ihnen hilft, die Zeit mit den Kindern in der Wohnung durchzustehen.
Inspiriere uns, Gott.
Für die unter uns, die sich jetzt zuhause selber Ponys schneiden.
Leite uns an, Gott.
Die Gnade, dass wir und andere jetzt einfach nicht produktiv und kreativ sein müssen.
Schenke sie uns, Gott.
Dass diejenigen großzügig sind, die jetzt mehr Kraft als andere haben.
Mach es möglich, Gott.
Befreie uns von selbstsüchtigen Neigungen - Wir sind doch deine Kinder und niemand von uns hat schon einmal eine Pandemie erlebt.
Lieb uns, so wie wir sind, Gott.
In den Tagen, die kommen, sei bei uns.
Gott, ungebunden an die Zeit, du bist schon gegenwärtig in der Zukunft, die wir heute fürchten.
Hilf uns, das zu glauben, Gott.
Amen
Vater unser
Segen
Alle öffnen die Hände. Eine*r oder alle gemeinsam sagen: Gott, segne uns
und behüte uns.
Lass dein Angesicht leuchten
über uns und sei uns gnädig.
Erhebe dein Angesicht auf uns
und gib uns Frieden.
Amen.
Hier könnte man gut noch ein Lied singen, z.B.
EG 171 Bewahre uns, Gott
EG 65 Von guten Mächten
Kerze auspusten.
Nehmen Sie sich ein bisschen Zeit nach dem Gottesdienst. Widerstehen Sie der Versuchung, sofort zur Tagesordnung überzugehen. Vielleicht ist jetzt gerade eine gute Gelegenheit, weiter über das zu sprechen, was Sie bewegt.
Kathrin Oxen
Kathrin Oxen, Moderatorin des Reformierten Bundes, gibt Ihnen auf reformiert-info.de jeden Sonntag Materialien für den Gottesdienst für Zuhause, dazu eine aktuelle Predigt.
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