Johannes a Lasco Bibliothek: Wissenschaftler zeigen neuen Melanchthon

Selderhuis: Melanchthons Wirkung auf reformierte Frömmigkeit und Bildung dürfe nicht unterschätzt werden

Die Johannes a Lasco Bibliothek hat eine positive Bilanz ihrer wissenschaftlichen Tagung über den Reformator Philipp Melanchthon gezogen. Zu der Tagung waren von Mittwoch, 10. November bis Freitag, 12. November mehr als 30 Wissenschaftler aus sieben Ländern, darunter zahlreiche Forscher aus den benachbarten Niederlanden, nach Emden gekommen. In Vorträgen und Diskussionen erörterten sie die Bedeutung von Melanchthon für die reformierte Tradition. In diesem Jahr wird an den 450. Todestag von Philipp Melanchthon gedacht.

„Wir haben bei der Tagung einen neuen Melanchthon kennen gelernt“, sagte Hermann Selderhuis, Professor für Kirchengeschichte an der Universität Apeldoorn, der als wissenschaftlicher Kurator der Emder Bibliothek die Tagung vorbereitet hat. Melanchthon sei ein eigenständiger Theologe und Philosoph der Reformationszeit gewesen und nicht nur der Mann neben Martin Luther, so Selderhuis. Er habe großen Einfluss auf die reformierte Tradition gehabt, unter anderem auf den Heidelberger Katechismus, die zentrale Bekenntnisschrift des reformierten Protestantismus. Seine Wirkung auf reformierte Frömmigkeit und Bildung dürfe nicht unterschätzt werden.

Am Donnerstagabend hat der Oberbürgermeister von Bretten, Martin Wolff, in der Johannes a Lasco Bibliothek die Wanderausstellung „Melanchthon  - Grenzen überwinden“ eröffnet.
Wolff hob dabei besonders die enge Zusammenarbeit der Emder Bibliothek mit der Melanchthon-Akademie in Bretten hervor, die auch an der aktuellen Tagung deutlich werde.

Marius Lange van Ravenswaay, wissenschaftlicher Leiter der Bibliothek, sieht in der Tagung einen guten Auftakt für die weitere wissenschaftliche Arbeit des Hauses. Die Melanchthon-Tagung war die erste größere wissenschaftliche Veranstaltung nach der Wiedereröffnung der Bibliothek Anfang des Jahres 2010. „Wir haben Vorträge mit Niveau gehört und neue Kontakte zu jungen Forschern aus England, Frankreich, Ungarn, den Niederlanden, Belgien und Korea knüpfen können“. Darauf werde die Bibliothek aufbauen.

Die nächste wissenschaftliche Tagung der Johannes a Lasco Bibliothek im März 2011 behandelt die Bedeutung des Heidelberger Katechismus für die reformierte Tradition.


Ulf Preuß, Pressesprecher, Evangelisch-reformierte Kirche, 12. November 2010