Von Friedensmesse bis Elysée-Vertrag

Wegmarken der deutsch-französischen Versöhnung

Unterzeichung des Elysée-Vertrags © Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

„Versöhnung“ und „Verständigung“ wurden zu zentralen Begriffen des Freundschaftsvertrags.

Im Juni 1962 besuchte Konrad Adenauer Frankreich und im September 1962 Charles De Gaulles Deutschland. Die UFA-Wochenschau berichtete ausführlich sowohl zum Besuch Adenauers in Frankreich vom 2. bis zum 8. Juni 1962 als auch zum Besuch De Gaulles in Deutschland vom 4. bis zum 9. September 1962.

Zum Abschluss des offiziellen Frankreichbesuchs des deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer nahmen der französische Staatspräsident Charles de Gaulle und sein Gast am 8. Juli 1962 – nach einer Parade deutsch-französischer Truppen im Militärcamp Mourmelon – in der Kathedrale von Reims an einer feierlichen Friedensmesse teil, die vom Erzbischof von Reims, Monseigneur Marty, zelebriert wird. Die beiden Staatschefs setzten sich aktiv für die Aussöhnung und die Annäherung zwischen ihren beiden Ländern ein. Die Wahl der Stadt Reims für die Zelebrierung dieser Friedensmesse besaß hohen Symbolwert. Denn im Krieg von 1870 war Reims besetzt, im Ersten Weltkrieg von 1914-1918 Märtyrerstadt und am 7. Mai 1945 Schauplatz der Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands.1

In der gemeinsamen Erklärung von Adenauer und De Gaulle zum Elysée-Vertrag vom 22.01.1963 taucht das Stichwort „Versöhnung“ auf. Die biblische Einsicht von der in Jesus Christus gewirkten Versöhnung als einer neuen Schöpfung (2. Kor 5,17) scheint in der Überzeugung anzuklingen, dass die Versöhnung der beiden Völker das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich „von Grund auf neugestaltet“:2

„…in der Überzeugung, daß die Versöhnung zwischen dem deutschen und dem französischen Volk, die eine Jahrhunderte alte Rivalität beendet, ein geschichtliches Ereignis darstellt, das das Verhältnis der beiden Völker zueinander von Grund auf neugestaltet“.

Seither gilt vor allem der Elysée-Vertrag als Dokument der Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich. In der Rede von Europa-Staatsminister Michael Roth zum 14. Juli 2018:3

„…Meine Damen und Herren, für Deutschland und Frankreich als ehemalige Erzfeinde war Versöhnung der erste Schritt zur Brüderlichkeit. Wie kein zweiter steht der Elysée-Vertrag, der vor 55 Jahren in Kraft getreten ist, für Versöhnung und Verständigung zwischen unseren Ländern. 1963 war ein echter Neuanfang. Und die Versöhnung ist ja nicht in erster Linie das Werk von Regierungen, sondern vor allem von den vielen engagierten Brückenbauerinnen und Brückenbauern in der Zivilgesellschaft, die durch Städtepartnerschaften, Schüleraustausche und andere gemeinsame Projekte, dabei mitgeholfen haben, dass aus Feinden Freunde geworden sind.“

In seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag zum Volkstrauertag am 18.11.2018 rekapituliert Staatspräsident Emmanuel Macron kurz die Geschichte der Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich, die erst nach dem zweiten Weltkrieg ansetzte:4

„Nach den nach 1918 begangenen Fehlern der Nachkriegszeit haben wir 1945 gemeinsam die Kraft, Größe und Besonnenheit für die Aussöhnung gefunden. Und weil unsere beiden Nationen es vermocht haben, an ihr Wesen wieder anzuknüpfen und sich in einem wiedergefundenen Miteinander die Hände zu reichen, konnten 70 Jahre Frieden in Europa folgen. Und das haben wir getan, ohne dabei unsere Toten zu vergessen, ohne die Fehler und Verantwortung zu leugnen, ohne der geschichtlichen Wahrheit aus dem Weg zu gehen; wir haben es mit Klarheit und Anspruch, mit Vertrauen und Offenheit getan.“

Impulsfragen:

  • Einem politischen Vertrag gehen Verhandlungen voraus. Wie unterscheidet er sich damit vom Friedensbund mit Gott?
  • Wann und wie kann ein politischer Vertrag zur Versöhnung beitragen?
  • Was können wir aus dem biblischen Versöhnungsverständnis mitnehmen für politisches Handeln?

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