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Datteln in Schokolade
Mittwochskolumne von Paul Oppenheim
Damit belohnen sich fastende Moslems an jedem Abend des Fastenmonats. Die Hersteller schreiben dazu im Internet: „Inspiriert von der Tradition des Adventskalenders wollen wir mit unserem Iftarlender® ein Zeichen gelungener kultureller Symbiose setzen.“
Ich habe mir den Ramadan-Kalender gekauft und frage mich seither, wie eine europäische Gesellschaft aussehen würde, wo europäische und außereuropäische Traditionen zusammenschmelzen wie Schokolade mit Dattelfüllung und ob es eventuell an der Zeit wäre, ein islamisches Fest zum gesetzlichen Feiertag zu erklären.
Es lag in der Luft, dass nach jahrelangen Debatten über Migration, Zuwanderung und Stärkung der Außengrenzen die Frage nach einer Vision für die europäische Gesellschaft der Zukunft zur Wahl gestanden hätte. Das war ja die „Schicksalsfrage“, über die nicht nur in Deutschland am heftigsten gestritten wurde. Auch wenn in Deutschland die Diskussion um Abgase, Plastikmüll und Klimawandel die jahrelange Debatte um Migration zeitweilig verdrängt hat, ist europaweit die Migrationsfrage im Mittelpunkt des Interesses geblieben. In Polen, Ungarn, Frankreich, Italien, Schweden und etlichen anderen Ländern gab es deutliche Zugewinne für die Befürworter der Abschottung Europas. Diese Gegner jeglicher Einwanderung gehen gestärkt ins Europaparlament und stellen sich entschieden gegen die Vision einer multikulturellen Gesellschaft in ihren Ländern.
Ein Kennzeichen Europas war seit jeher der Wille, sich vom Rest der Welt abzugrenzen. Schon in vorchristlicher Zeit setzten sich die Griechen gegen Persien und später die Römer gegen das nordafrikanische Karthago entschieden zur Wehr. Unter christlichem Vorzeichen wurde dann der Vormarsch der Sarazenen in Frankreich gestoppt und der Angriff der Türken vor Wien zurückgeschlagen. So ist Europa jener Zipfel Asiens, dem es bei aller inneren Zerstrittenheit und Vielfalt gelungen ist, so etwas wie eine eigene europäische Kultur zu entwickeln.
Dem entsprechend darf man gespannt sein, wie sich das Gesicht Europas nach dieser „Schicksalswahl“ verändern wird, denn soviel steht fest: Ob und wie sich Europas Grenzen öffnen oder schließen, wird in Brüssel entschieden und nirgendwo anders.
Paul Oppenheim