Wasserstoff aus Biomasse, in Brennzellen zu Energie umgewandelt

Interview mit dem Agrarökonomen und Landwirt in der Uckermark Matthias von Oppen

Ausschnitt aus dem Rundfunkgottesdienst im rbb-kulturradio am 6.7.08, übertragen aus der Ev. reformierten Bethlehemsgemeinde in Berlin-Neukölln

Liebe Hörerinnen und Hörer, wir begrüßen Sie zum Gottesdienst, der heute aus dem Kirchsaal der Evangelisch - reformierten Bethlehemsgemeinde in Berlin übertragen wird.

Sommerzeit ist Reisezeit. In wenigen Tagen beginnen in Berlin und in Brandenburg die großen Schulferien. Dann werden die Autobahnen wieder verstopft sein. Auf den Flughäfen werden sich Flugzeug an Flugzeug reihen, um die Urlauber in die Ferne zu bringen.

Mobilität hat ihren Preis. Mancher wird wegen der hohen Spritkosten in diesem Jahr auf eine Fernreise verzichten. Erholung lässt sich auch an den Brandenburgischen Seen finden. Aber die Erdatmosphäre wird sich weiter aufwärmen, denn der Verbrauch fossiler Brennstoffe steigt weltweit an.

Wir wollen die Schönheiten der Erde genießen, nicht nur im Urlaub. Doch wie lässt sich das zusammenbringen: der Wunsch, mobil zu sein und dabei die Umwelt nicht weiter zu schädigen. Die Erde ist uns ja nur anvertraut. Sie ist Gottes Schöpfung. In seinem Namen wollen wir diesen Gottesdienst feiern. Sein Wort soll uns die Richtung weisen.

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Sarah Kohwagner: Wir freuen uns über das sommerliche Wetter, wenn es, wie in diesem Jahr, über Wochen andauert. Für die Landwirtschaft aber sind lange Phasen der Trockenheit verheerend. Wenn der Regen ausbleibt, verdorren die Pflanzen. Unser heutiger Gast, der Agrarökonom und Landwirt, Matthias von Oppen, könnte davon auch ein Lied singen. Doch er soll jetzt nicht singen. Er wird uns  vielmehr berichten, wie wir Energie erzeugen und nutzen könnten, ohne die Atmosphäre weiter aufzuheizen. Denn Matthias von Oppen arbeitet in der Uckermark an einem entsprechenden Projekt.  

Bernd Krebs: Herr von Oppen! Wenn die Klimaforscher Recht behalten, dann werden Trockenheit und Dürre in der Region Berlin - Brandenburg zunehmen. Jeder weiß, dass dies auch eine Folge des jahrzehntelangen Einsatzes von fossilen Brennstoffen ist, also von Kohle, Öl oder Gas. In den letzten Jahren wurde deshalb der Anbau nachwachsender Rohstoffe wie Mais oder Getreide ausgeweitet, um „Biosprit“ herstellen zu können. Nun ist auch diese Form der Brennstoffgewinnung in die Kritik geraten. Warum?

Matthias von Oppen: Weil diese Form der Brennstoffgewinnung unwirtschaftlich ist. Um einen PKW für ein Jahr mit Biodiesel zu versorgen, benötigt man als Anbaufläche einen Hektar Raps. Bei Mais ist der Ertrag zwar größer. Hier kann man aus einem Hektar Bio-Ethanol für drei Autos gewinnen. Der Flächenverbrauch ist jedoch auch bei diesem Verfahren enorm groß. Und bedenken Sie bitte: die Ackerflächen, die zur Gewinnung von „Biosprit“ verwendet werden, kann man nicht mehr für die Erzeugung von Nahrungsmitteln einsetzen.

Bernd Krebs: Müssen wir das Projekt „Biosprit“ also zu den Akten legen?

Matthias von Oppen: Zum Glück nicht, denn es gibt wirtschaftlichere Verfahren. Dabei wird Biomasse zu Synthesegas und weiter zu Wasserstoff umgewandelt. Die Biomasse wird aus Pappeln und Weiden gewonnen. Das sind  schnell wachsende Hölzer, die man bereits nach 3-5 Jahren „ernten“ kann. Das Holz der Weiden und Pappeln wird geschnetzelt. Die Hackschnitzel werden dann bei hohen Temperaturen und Druck in Gas umgewandelt. Der im Gas vorhandene Wasserstoff wird schließlich abgespalten und über Brennstoffzellen in Energie verwandelt.

Bernd Krebs:  Kann dieses Verfahren denn überhaupt dazu beitragen, den hohen Energiebedarf der nächsten Jahrzehnte zu decken?

Matthias von Oppen: So könnten 20 bis 40 Autos von einem Hektar Biomasse betrieben werden.. Experten schätzen, dass man nur 30 % der inländischen Ackerflächen benötigt und das Restholz aus den Wäldern, um zusammen mit den bereits vorhandenen Windrädern und Solarzellen den gesamten Energiebedarf  Deutschlands zu decken. Und: die Erzeugung von Nahrungsmitteln würde dadurch nicht gefährdet.

Bernd Krebs: Welche Vorteile ergeben sich aus dem neuen Verfahren der Energiegewinnung für die Landwirtschaft?

Matthias von Oppen:  Die unmittelbaren Vorteile sind, dass dadurch Brachflächen wirtschaftlich genutzt und die großen Mengen an Restholz, die in unseren Wäldern anfallen, besser verwertet werden könnten. Längerfristig gesehen wird sich ein neuer Betriebszweig in der Landwirtschaft herausbilden: der Anbau von Feldholz. Die Landwirtschaft wird an Ansehen und an Einkommen gewinnen. Denn Nahrung und Energie sind knappe Güter. Sie schonend zu produzieren und gerecht zu verteilen, wird deshalb seinen Preis fordern, wenn auch nicht auf dem gegenwärtig spekulativ überhitzten Niveau. Wir sichern so den Energiebedarf, ohne die Umwelt zu schädigen. Dadurch erhalten wir die natürlichen Lebensgrundlagen auch für künftige Generationen. Das gebietet die Ehrfurcht vor der Schöpfung..

Bernd Krebs: Wasserstoff aus Biomasse, in Brennzellen zu Energie umgewandelt – das klingt viel versprechend. Ob sich dieses Verfahren durchsetzen wird, muss sich erst noch erweisen. Der sparsame Umgang mit den Gütern der Erde jedenfalls ist dringlicher denn je. Denn die Erde ist uns nur anvertraut. Sie ist nicht unser Besitz, mit dem wir tun und lassen können, was wir wollen. Auch unsere Kindeskinder sollen auf ihr noch ihr Auskommen haben.

Predigt zu Psalm 8

Leider ist uns im Abendland die Einsicht verloren gegangen, dass die besondere Stellung, die wir als Menschen haben, allein auf der Beziehung gründet, die Gott mit uns Menschen eingeht. Die Predigt von Pfarrer Dr. Bernd Krebs.