Vom fragenden und vom bekennenden Glauben
Lied der neuen Woche (Letzter Sonntag nach Epiphanias): Herr Christ, der einig Gottes Sohn (eg 67)
Strophe 3:
lass uns in deiner Liebe / und Kenntnis nehmen zu, / dass wir am Glauben bleiben, / dir dienen im Geist so, / dass wir hier mögen schmecken, / dein Süßigkeit im Herzen / und dürsten stets nach dir.
Ein starkes Bekenntnislied, das wahrscheinlich Vielen in deutschen Gemeinden fremd, und in manchen Aussagen auch fraglich erscheinen wird. Hier in Ruanda hat man mit ähnlichen Liedern kein Problem, und auch ich kann hier vom „sweet Jesus“ unbefangener singen als von Jesu „Süßigkeit“ (Strophe 3). Eine fremde Sprache schafft eben einen gewissen Abstand, der nicht nur in Kirchenliedern, den „Kitsch-Faktor“ erheblich senkt. (Man stelle sich nur manche amerikanischen Hits auf Deutsch vor!)
Eine ruandische Kollegin hat noch eine andere Erklärung für das unterschiedliche Empfinden. Sie unterscheidet zwischen einem „Bekenntnisglauben“, der in Afrika weit verbreitet ist und der das Heil in Jesus mehr beschwört als es zu verstehen versucht, und einem „fragenden Glauben“, der die traditionellen europäischen Kirchen prägt – ein Unterschied, der mir auch bei den homiletischen Übungen auffällt – und zu schaffen macht. Dabei frage ich mich nicht nur: wie weit kann ich an diesem Glaubensmuster rütteln, sondern auch: wie weit soll/darf ich es? Denn was wäre, wenn die existentiellen Fragen, die aus dem Genozid von 1994 hier entstanden sind, tatsächlich Raum fänden?
Andererseits: Muss ein „Bekenntnisglauben“ und ein „fragender Glauben“ wirklich ein Gegensatz sein? Ein Bekenntnisglauben ohne Fragen wird leicht zu einem gefährlichen Fundamentalismus, ein fragender Glauben ohne Bekenntnis verliert sich leicht in der Trostlosigkeit unserer Wirklichkeit.
Also auch mit Fragen weiter dieses ehrwürdige Bekenntnislied singen!
Das Lied der Woche auf YouTube
Sylvia Bukowski, Kigali, den 6. Februar 2014
In Ruanda unterricht Pfarrerin Sylvia Bukowski im Auftrag der Vereinigten Evangelischen Mission (VEM) einige Wochen lang angehnde Pastorinnen und Pastoren. Von ihren ersten Eindrücken aus Kigali erzählt sie in Gedichten:
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