„Es gibt sie nicht, die ,billige Gnade’ Gottes. Sie ist immer wertvoll und teuer erkauft“, sagte Vizepräses Bosse-Huber in ihrer Begrüßung zur traditionellen Andacht am Vorabend des Beginns der Passionszeit in der Johanneskirche, bei der Meisner als Gast predigt.
„Die Freiheit, die das Kreuz verheißt, ist nicht einfach oder billig zu erlangen. Aber das ist wahre Freiheit nie. Die Geschichte des Volkes Israel, die Geschichte unserer Kirchen, der Märtyrer und der Heiligen und die Geschichte vieler Völker auf dieser Erde berichten uns davon, dass Freiheit teuer erworben wird“, so die Theologin: „Viele von uns wissen es auch aus persönlicher Erfahrung: Freiheit ist ein großes Gut. Sie ist oft verbunden mit einem Weg des Leids und der Entbehrung. Und dennoch ist sie das Ziel, zu dem Gott uns führt.“ Die Vizepräses unterstrich, es sei gut, dass sich Christinnen und Christen über Konfessionsgrenzen hinweg zu Beginn der Passionszeit auf den Weg des Kreuzes und der Befreiung machten.
In der theologischen Diskussion über die Kreuzestheologie griff Bosse-Huber einen Faden einer aktuellen Arbeitshilfe der rheinischen Kirche zum Thema auf. Danach wird die Leidensgeschichte Jesu anhand von Texten des Markus-Evangeliums in den Dialog mit den alttestamentlichen Texten gebracht: „Denn Sühne, Stellvertretung, Opfer, Versöhnung und Befreiung sind ja Begriffe aus der Hebräischen Bibel, auf deren Grundlage Jesus gepredigt und gehandelt hat.“ Die Verbindung des Passionsweges Jesu mit der jüdischen Exodus-Tradition, der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten, sei „besonders spannend“, erläuterte Vizepräses Bosse-Huber: „Es kommt nicht von ungefähr, dass Jesus mit den Jüngern zum Passa-Fest nach Jerusalem reist, ahnend oder wissend, dass hier sein eigener Weg zum Ende und zum Ziel kommen würde. Der Jude Jesus feiert das Passa-Mahl, die Befreiung Israels aus Ägypten. Dieses Gedenken ist eingetragen in das christliche Abendmahl in der Gewißheit, dass durch Jesus Christus
auch uns Befreiung geschenkt ist.“
Jesus nehme als Gottes Sohn Folter und Tod am Kreuz „in Freiheit an. Das Kreuz, das Symbol für Verrat und Unrecht, für Gewalt und Leid, wird im Licht der Auferstehung auch zum Symbol einer umfassenden Befreiung“, machte Petra Bosse-Huber deutlich.
Die Passionsandachten stehen in der Tradition einer besonderen geistlichen Beziehung zwischen der Evangelischen Kirche im Rheinland und dem Erzbistum Köln sowie zwischen den leitenden Geistlichen. So findet neben der alljährlichen Ökumenischen Andacht zum Beginn der Passionszeit in Düsseldorf auf Einladung der Evangelischen Kirche im Rheinland auch eine gemeinsame Adventsandacht in Köln auf Einladung des Erzbistums statt.