Israel-feindlicher Beitrag im ''Deutschen Pfarrerblatt''

Positionen des Rheinischen Synodalbeschlusses und der EKD-Studien Christen und Juden in ihr Gegenteil verkehrt

Ihre "Abscheu" vor einem Beitrag in der August-Ausgabe des „Deutschen Pfarrerblatts“ haben Präsidium und Vorstand des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit (DKR) in einem Brief an den Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, zum Ausdruck gebracht.

Der Beitrag, der unter dem Titel „Vom Nationalgott Jahwe zum Herrn der Welt und aller Völker.Der Israel-Palästina-Konflikt und die Befreiung der Theologie“ erschienen war, plädiere mit „vorgeblich christlich-theologischen Argumenten für eine Absage an die theologisch begründete Solidarität mit Israel, bestreitet die theologische Kernaussage des Beschlusses der Rheinischen Landessynode, die von Israel als einem ‚Zeichen der Treue Gottes‘ sprach, bezweifelt die Rechtmäßigkeit der Gründung Israels und erhebt den Vorwurf, Israel habe vor der Staatsgründung palästinensisches Land ‚geraubt‘“, heißt es in dem Schreiben.

„Schwerwiegende Bedenken und ernste Rückfragen“ provoziere, dass dieser juden- und israelfeindliche Beitrag in einem Verbandsorgan erschienen sei, das sich an gut 20.000 Pfarrerinnen und Pfarrer in 22 Mitgliedsvereinen in den evangelischen Landeskirchen richte. So frage man sich besorgt, ob diese Position als eine „mögliche Position innerhalb der EKD“ gelten könne. Wörtlich heißt es in dem Brief weiter: „Kann es von Seiten der EKD unwidersprochen bleiben, wenn in einem der maßgeblichen Publikationsorgane innerhalb der evangelischen Kirche in Deutschland zentrale theologische Positionen der EKD und ihrer Gliedkirchen (wie sie etwa im Rheinischen Synodalbeschluss oder den EKD-Studien Christen und Juden I-III formuliert sind) im Blick auf das Verhältnis zwischen Juden und Christen sowie Kirche und Israel ins Gegenteil verkehrt werden?“ Der Brief endet mit der nachdrücklichen Bitte um eine „klärende Stellungnahme“ des Ratsvorsitzenden in dieser „außerordentlich verstörenden Angelegenheit“.

Der Deutsche Koordinierungsrat (DKR) ist der Dachverband von über 80 Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Deutschland, in denen gut 20.000 Mitglieder und Freunde organisiert sind. Jährlich richtet er im März die bundesweite „Woche der Brüderlichkeit“ aus, in deren Rahmen die „Buber-Rosenzweig-Medaille“ für besondere Verdienste im Dialog zwischen Christen und Juden verliehen wird.

Bad Nauheim, 23.08.2011
Präsidium und Vorstand des Deutschen Koordinierungsrates e. V.

Reaktion seitens der EKD

Eine Stellungnahme des EKD-Ratsvorsitzenden werde es zunächst nicht geben, erklärte am Mittwoch (23.8.2011) Reinhard Mawick, Pressesprecher der EKD. Das Deutsche Pfarrerblatt sei kein Organ der EKD. Er könne nachvollziehen, dass Passagen des Beitrags als Bestreitung des Existenzrechts Israels verstanden werden könnten, sagte Mawick laut Frankfurter Rundschau vom Donnerstag (24.8.). Das sei aber nicht die Position der EKD und auch nicht die des Ratsvorsitzenden Präses Nikolaus Schneider.

EKiR: Landespfarrer für christlich-jüdischen Dialog sieht ''unerträgliche Arroganz''

Jochen Vollmer im Deutschen Pfarrerblatt - ein Diskussionsbeitrag im Weblog Pastorenstückchen

Hintergrund-Information
Link zu dem kritisierten Beitrag im "Deutschen Pfarrerblatt":
http://pfarrerverband.medio.de/pfarrerblatt/index.php?a=show&id=3030

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Einige Tage vor dem Israelsonntag am 28. August hat ein Beitrag von Jochen Vollmer im Dt. Pfarrerblatt heftige Kritik an seinen antijüdischen Aussagen ausgelöst, reformiert-info berichtete. Der Artikel vertrete nicht die "Linie" der EKD betonte ihr Ratsvorsitzender Präses Nikolaus Schneider. Andere Theologen deckten das alte antijudaistische Schema in Vollmers Artikel auf, Historiker die "dilettantische, einseitige und offenkundig auf die Schaffung eines antiisraelischen Feindbildes abzielende Darstellung" und Redakteure benannten den "eigentlichen Skandal": dass ein solcher Text im Dt. Pfarrerblatt überhaupt veröffentlicht worden sei. Dessen ungeachtet lässt der Vorstand des Pfarrerverbandes verlautbaren, er möchte den "Freiraum" und die damit verbundenen "Spielräume" im Pfarrerblatt erhalten.
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