Heidelberger Katechismus Frage ...
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Die 129 Fragen des Heidelberger Katechismus - ohne die Antworten!
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1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

2. Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?

3. Woher erkennst du dein Elend?

4. Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?

5. Kannst du das alles vollkommen halten?

6. Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?

7. Woher kommt denn diese böse und verkehrte Art des Menschen?

8. Sind wir aber so böse und verkehrt, dass wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?

9. Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas fordert, was der Mensch nicht tun kann?

10. Will Gott diesen Ungehorsam ungestraft lassen?

11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig?

12. Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes schon jetzt und ewig Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?

13. Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?

14. Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?

15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?

16. Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?

17. Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?

18. Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?

19. Woher weißt du das?

20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?

21. Was ist wahrer Glaube?

22. Was ist für einen Christen notwendig zu glauben?

23. Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?

24. Wie wird das Glaubensbekenntnis eingeteilt?

25. Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist?

26. Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde“?

27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?

28. Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?

29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt „Heiland“ genannt?

30. Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?

31. Warum wird er Christus, das heißt „Gesalbter“ genannt?

32. Warum wirst aber du ein Christ genannt?

33. Warum heißt Jesus Christus „Gottes eingeborener Sohn“, da doch auch wir Kinder Gottes sind?

34. Warum nennst du ihn „unseren Herrn“?

35. Was bedeutet: „Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?

36. Was nützt es dir, dass er durch den heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren ist?

37. Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?

38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?

39. Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?

40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?

41. Warum ist er begraben worden?

42. Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?

43. Welchen weiteren Nutzen haben wir aus Opfer und Tod Christi am Kreuz?

44. Warum folgt „abgestiegen zu der Hölle“?

45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?

46. Wie verstehst du, dass es heißt „aufgefahren in den Himmel“?

47. Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?

48. Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?

49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?

50. Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?

51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?

52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“?

53. Was glaubst du vom heiligen Geist?

54. Was glaubst du von der „heiligen allgemeinen christlichen Kirche“?

55. Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?

56. Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?

57. Was tröstet dich die „Auferstehung der Toten“?

58. Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?

59. Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst?

60. Wie bist du gerecht vor Gott?

61. Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?

62. Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?

63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?

64. Macht aber diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?

65. Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?

66. Was sind Sakramente?

67. Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinweisen?

68. Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?

69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?

70. Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?

71. Wo hat Christus verheißen, dass wir so gewiss mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?

72. Ist denn das äußerliche Wasserbad selbst die Abwaschung der Sünden?

73. Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“ und die „Abwaschung der Sünden“?

74. Soll man auch die kleinen Kinder taufen?

75. Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und gewiss gemacht, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?

76. Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?

77. Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so gewiss mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?

78. Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?

79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder nennt den Kelch den neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?

80. Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?

81. Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?

82. Dürfen aber zum heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?

83. Was ist das Amt der Schlüssel?

84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?

85. Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?

86. Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?

87. Können denn auch die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren?

88. Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?

89. Was heißt Absterben des alten Menschen?

90. Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?

91. Was sind denn gute Werke?

92. Wie lautet das Gesetz des HERRN?

93. Wie werden diese Gebote eingeteilt?

94. Was fordert der Herr im ersten Gebot?

95. Was ist Götzendienst?

96. Was will Gott im zweiten Gebot?

97. Darf man denn gar kein Bild machen?

98. Dürfen denn nicht die Bilder als „der Laien Bücher“ in den Kirchen geduldet werden?

99. Was will Gott im dritten Gebot?

100. Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?

101. Darf man aber überhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?

102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?

103. Was will Gott im vierten Gebot?

104. Was will Gott im fünften Gebot?

105. Was will Gott im sechsten Gebot?

106. Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?

107. Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?

108. Was will Gott im siebenten Gebot?

109. Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?

110. Was verbietet Gott im achten Gebot?

111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?

112. Was will Gott im neunten Gebot?

113. Was will Gott im zehnten Gebot?

114. Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?

115. Warum lässt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?

116. Warum ist den Christen das Gebet nötig?

117. Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?

118. Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?

119. Wie lautet dieses Gebet

120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?

121. Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“?

122. Was bedeutet die erste Bitte: „Geheiligt werde dein Name“?

123. Was bedeutet die zweite Bitte: „Dein Reich komme“?

124. Was bedeutet die dritte Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?

125. Was bedeutet die vierte Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?

126. Was bedeutet die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?

127. Was bedeutet die sechste Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“?

128. Wie beschließt du dieses Gebet: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“?

129. Was bedeutet das Wort: „Amen“?

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''Er ist nicht hier. Er ist auferstanden.''

Predigt zu Matthäus 28, 1-8 (Ostersonntag)

Rembrandt: "Er ist auferstanden"(Ausschnitt) © Rotterdam, Museum Boymanns-van Beuningen

Die Hoffnung der Osterbotschaft kann kein Bild aus der Natur fassen. Ostern heißt nicht, dass die - nur scheinbar - gestorbene Natur zu blühen beginnt. Die Osterwahrheit sagt: Jesus Christus "hat das überwunden, was uns zeitlich und ewig von Gott zu trennen vermag: unsere Sünde und unseren Tod.". Eine Predigt von Eberhard Busch

1 Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria von Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. 2 Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. 3 Seine Gestalt war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. 4 Die Wachen aber erschraken aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot. 5 Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. 6 Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stätte, wo er gelegen hat; 7 und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern, dass er auferstanden ist von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt. 8 Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freudeund liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen. (Matthäus 28, 1-8 nach der Lutherübersetzung 1984)

1.

„Er ist nicht hier“ – nämlich nicht hier, wo man Menschen zur letzten Ruhe bettet, nicht hier, wo man von ihnen Abschied nimmt für immer, nicht hier, wo man sich wohl gelegentlich erinnert an einst, um dann aber für gewöhnlich diese Stätte hinter sich zu lassen. „Er ist nicht hier; er ist auferstanden.“ Und er selbst sagt: „Ich war tot und siehe, ich bin lebendig“ (Apoc. 1,18). Er der Heiland, der Versöhner, der Helfer und Tröster, der Wegweiser und Mahner – er wird uns an Ostern vorgestellt als der, der bei uns ist „alle Tage bis ans Ende der Welt“ (Mt. 28,20). Er war wohl dem Tode ausgesetzt und hat sich selbst dem ausgeliefert, weil er nicht will, dass uns irgendetwas von Gott trennt. Aber der Tod konnte ihn nicht festhalten, weil er eben das uns selbst mitteilen will. Und jetzt teilt er es uns mit. Der Berner Pfarrer Walter Lüthi hat in der Mitte des letzten Jahrhunderts gesagt: „Was ist dann, wenn Jesus auferstanden ist, noch zu fürchten!“ Und der dänische Philosoph Sören Kierkegaard schrieb: „Es kann alles noch einmal gut werden, weil Jesus auferstanden ist.“

Diese österliche Wahrheit ist heute bei uns reichlich überwuchert von allerlei Bräuchen, von Osterhasen und Ostereiern. Sie weisen uns wohl hin auf das allgemeine Frühlingserwachen, das nach einem kalten Winter sich regelmäßig wieder bei uns einstellt. Dass es in den Gärten und Wäldern wieder zu knospen und zu grünen beginnt, ist uns jedes Jahr aufs neue erfreulich. „Ich singe mit, wenn alles singt“, hat Paul Gerhardt dazu in einem Lied bemerkt. Aber dergleichen kann ja nur ein fernes Gleichnis für die geheimnisvolle österliche Wahrheit sein – ein Gleichnis, das genau am entscheidenden Punkt versagt. Und das übersieht man, wenn diese Wahrheit von solchen Gleichnissen überwuchert wird. Dann muss man auch von solchen Gleichnissen sagen: „Er ist nicht hier, er lebt.“ Die Osterwahrheit ist nicht die, dass die doch nur scheinbar gestorbene Natur sich aufs neue zu regen beginnt; noch ist sie die, dass anstelle eines beendeten irdischen Lebens ein anderes, junges Leben tritt. Die Osterwahrheit ist die und keine andere: der am Karfreitag Getötete, derselbe ist „erstanden von dem Tod“. Was solche Gleichnisse nicht sagen, ist das, was die Osterbotschaft nun allerdings laut und deutlich verkündigt: Er hat das überwunden, was uns zeitlich und ewig von Gott zu trennen vermag: unsere Sünde und unseren Tod.

Er ist in seiner Auferstehung keine Ausnahme, die die Regel bestätigt. „Er ist nicht hier; er ist auferstanden“ – das ist die große Botschaft der Hoffnung für die Menschheit. Hoffnung – da, wo unsere sonstigen Hoffnungen nichts mehr helfen, wo das Vertrauen zerbricht, dass die Dinge sich schon einmal von selbst einrenken werden, da, wo unsere Wege am Ende sind. Hoffnung auf den, der durch unsere Grenzen nicht begrenzt ist, dessen Liebe nicht aufhört, auch wenn wir aufhören (1. Kor. 13,8). Hoffnung, wo nichts zu hoffen war (Röm. 4,18). Die Botschaft der Hoffnung besagt, dass uns weder unsere Sünde noch unser Tod von Gott trennen kann. Wir sind und wir bleiben trotzdem in seiner Hand und unter seinem Schutz – auch in Thailand, auch in Indonesien, auch an unseren Orten. „Ich hang und bleib auch hangen/ an Christus als ein Glied;/ wo mein Haupt durch ist gangen,/ da nimmt er mich auch mit./ Er reißet durch den Tod,/ durch Welt, durch Sünde, durch Not,/ er reißet durch die Höll,/ ich bin stets sein Gesell.“ (P. Gerhardt)

2.

Und nun zeigt uns der biblische Bericht zwei gegensätzliche menschliche Reaktionen auf das Ereignis der Auferstehung Jesu. Die eine ist eine eigentlich überholte Haltung. Sie ist Vergangenheit geworden durch das österliche Leben Jesu. Das zeigen die kuriosen Schutzleute, die von dem römischen Statthalter Pilatus abkommandiert sind zur Grabwache. Sie sollen aufpassen, dass es mit dem getöteten Jesus so bleibt, wie beschlossen und durchgeführt. Sie widersprechen dem: „Er ist nicht hier!“ Sie pochen darauf: Nein, der ist hier – im Grab und kommt da nicht wieder heraus. Der hat nichts mehr zu sagen. Der ist eine Gestalt der Vergangenheit geworden. Sie handeln, indem sie so denken, in blindem Gehorsam gegenüber einer Großmacht; und die hat allerdings ein Interesse daran, dass es so sei, wie sie denkt und wünscht. Und sie scheint damit Erfolg zu haben. Mag man sich seiner je und dann erinnern. Aber entscheidend ist, dass er nicht mehr im Tagesgeschäft mitredet und dreinredet.

Es kann immer wieder passieren, dass auch wir meinen: er ist tot. Und wenn wir so denken, ist es gleichsam so, als ob er für uns aufs neue hinter einem großen Stein verschwinde. Ein solcher Stein ist z.B. der Zweifel. Da denkt man: Es wäre ja wohl nötig, wenn ein Erbarmer da wäre. Aber es will mir nicht in den Kopf, dass die Person, die da vor 2000 Jahren ganz anderswo lebte, uns heute und hier helfen kann. Ein solcher Zweifel ist eine Art Grabstein, unter dem Jesus für uns verschwindet. Er hilft uns nicht mehr. Ein solcher Stein ist etwa auch die Selbstzufriedenheit, in der man denkt: Ich bin mir selbst genug. Ich tue, was ich will, und lass mich darin auch von dem Christus nicht stören. Da tut man wiederum so, als sei er tot. Er stört uns dann nicht länger. Oder solch ein Grabstein kann auch die kirchliche Routine sein. Da hat man einmal sich eine Überzeugung gebildet, und nun ist man in der Hauptsache damit beschäftigt, die christlich-religiösen Dinge immer weiter auf dem selben Geleise zu halten und, wenn es Störungen gibt, sie wieder auf diese Geleise zu bringen. Die Botschaft Christi, er selbst redet da eigentlich nicht mehr zu uns. Es ist so, als sei er aufs neue tot.

Aber nun bricht Ostern an. Und das bricht über die Grabeswächter herein wie ein Sturm. „Sie erschraken vor Furcht wurden, als wären sie tot“. Was jagt ihnen denn derart Schrecken ein? Dies, dass es sich jetzt als Irrtum und Lüge herausstellt, dass sie sich einfach auf ein Leben jenseits von ihm einrichten zu müssen oder einrichten zu können glauben. Dies macht ihnen bange: ihre eigene Verkehrtheit, in der sie meinten, ihn so in der Hand zu haben, dass sie ihn auf ein Abstellgeleise abschieben könnten, auf einen Platz, von dem aus er sich nicht mehr in ihr gewöhnliches Leben einmischen könnte. Und indem jetzt das Falsche dieses ihres Meinens und Wähnens an den Tag kommt, müssen sie, diese Grabeswächter, erkennen, dass sie abgesetzt sind. Sie müssen erkennen, dass sie untauglich sind, ihn, den Heiland der Menschen, den Auferstandenen, in einem Grab festzuhalten. Nicht ist er in ihrer, sie sind in seiner Hand. Und solange sie das nicht begreifen können, ist nicht er, sondern sind sie eine Gestalt der Vergangenheit. Der mittelalterliche Maler Matthias Grünewald hat auf dem Bild des Isenheimer Altars das gezeigt: wie diese Grabeshüter im hellen Licht dies Auferstandenen umfallen und zu Boden gehen – ja, „als wären sie tot“.

3.

Blicken wir nun auf die andere menschliche Reaktion auf das Ereignis der Auferstehung Jesu. Hier sind Menschen, die dadurch eine Zukunft haben und nun dieser Zukunft entgegengehen. Es kann ihnen nicht darum gehen, das Grab Jesu zu pflegen und ihm ein Denkmal zur Erinnerung an einen Gewesenen zu errichten – obwohl sie das zunächst im Sinn hatten. Aber kaum sind sie dort, wo sie das wollten, da entdecken sie: das Grab ist ja leer, Jesus ist ausgezogen vom Platz der Denkmalpflege zur Erinnerung an ihn. Nicht sie müssen ihn in ihre Gegenwart transportieren. Sie dürfen davon ausgehen, dass er lebt und nicht abgedankt hat; er ist immer schon in ihrer und ist in unserer Gegenwart, bevor wir das entdecken. Und wenn sie das entdecken, so werden sie etwas zu sagen haben. Aber sie werden es nicht, ohne dass sie zuvor sich das Entscheidende haben sagen lassen und ohne dass sie darauf gehört haben. Es ist einer der reinen Boten Gottes, ein Engel, der ihnen dieses Entscheidende vor-sagt. „Und der antwortete und sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht!“ Das unterscheidet sie von jenen Grabeswächtern, die sich fürchten mussten. Ihr müsst es nicht! „Christ ist erstanden, des solln wir alle froh sein. Christ will unser Trost sein.“

Er ist also auch nicht unter dem Stein unseres Zweifels begraben. Es ist der Zweifel, in dem wir denken: der hilft nicht mehr! Nein, er ist nicht dort. Er lebt – und er hilft auch noch heute. Zuweilen anders, als wir wünschten. Aber er hilft und heilt und versöhnt und schenkt seinen Frieden und seine Gerechtigkeit. Kein noch so starker Zweifel hindert ihn daran, uns gegenwärtig zu sein. Und das gilt auch von dem anderen Stein, unter dem er für uns begraben zu sein scheint – nämlich von jener Selbstzufriedenheit. Es ist die Haltung, in der wir denken möchten: der stört uns nicht mehr. Nein, er ist auch nicht darunter begraben. Er durchbricht, die Grenze, die wir ihm gezogen haben. Er lebt. Und also stört er uns auch heute noch in unserer falschen Ruhe und redet uns drein in seinem Wort und Gebot. Und ruft uns zur Einsicht und zur Umkehr. Und das gilt ebenso von jenem dritten Stein, unter dem Jesus uns heute aufs neue tot zu sein scheint: die christliche Routine, in der wir rollen und trotz Störungen immer weiter rollen wollen. Nein, er ist auch nicht dort. Er lebt. Und also redet er zu uns. Manchmal ziemlich leise, aber so, dass wir ihn doch hören können. Und was er redet, das ist „all Morgen frisch und neu“ – so fabelhaft neu, dass man es nie anders hören kann, als hätte man es noch nie gehört.

„Er ist nicht hier; er ist auferstanden!“ – diese Botschaft macht denen, die sie hören, Freude, und sie macht ihnen Beine, sie anderen mitzuteilen, um auch ihnen Freude zu machen. Und so sagt der Engel: „Geht eilend hin und sagt es den Jüngern.“ Es sind Frauen, die zuerst dazu eingesetzt sind, die frohe Botschaft weiterzusagen. Johannes Calvin schrieb 1557 an Frauen, die in Paris wegen ihres Glaubens im Gefängnis waren: „Da es Gott gefallen hat, euch zu berufen, so gut wie die Männer, so müsst ihr auch ihn verherrlichen nach dem Maß der Gnade, die er euch gegeben. Betrachtet doch die Stärke der Frauen beim Tod unsres Herrn Jesu Christi. Die Apostel hatten ihn verlassen, sie blieben bei ihm; und die Frau wurde die Botin, die den Aposteln die Auferstehung verkündigte. Haben wir es nicht auch heute vor Augen, wie Gott täglich wirkt durch das Zeugnis von Frauen und seine Feinde bestürzt macht, so dass es keine wirksamere Predigt gibt als die Festigkeit, die sie gezeigt haben im Bekenntnis des Namens Christi?“ Sie sind Vorbild für alle Glieder der Gemeinde - damit sie in der Zeit zwischen Ostern und der letzten Ankunft Christi unterwegs sind unter ihren Mitmenschen: so, wie es der Dichter Novalis gesagt hat: „Ich sag es jedem, dass er lebt ... Ich sag es jedem, jeder sagt/ es seinen Freunden gleich, dass bald an allen Orten tagt/ das neue Himmelreich.“