16 | 31 | 46 | 61 | 73 | 85 | 100 | 115 | |
17 | 32 | 47 | 62 | 74 | 86 | 101 | 116 | |
18 | 33 | 48 | 63 | 75 | 87 | 102 | 117 | |
19 | 34 | 49 | 64 | 76 | 88 | 103 | 118 | |
20 | 35 | 50 | 65 | 77 | 89 | 104 | 119 | |
21 | 36 | 51 | 66 | 78 | 90 | 105 | 120 | |
22 | 37 | 52 | 91 | 106 | 121 | |||
23 | 38 | 53 | 92 | 107 | 122 | |||
24 | 39 | 54 | 93 | 108 | 123 | |||
25 | 40 | 55 | 67 | 79 | 94 | 109 | 124 | |
26 | 41 | 56 | 68 | 80 | 95 | 110 | 125 | |
27 | 42 | 57 | 69 | 81 | 96 | 111 | 126 | |
28 | 43 | 58 | 70 | 82 | 97 | 112 | 127 | |
29 | 44 | 59 | 71 | 83 | 98 | 113 | 128 | |
30 | 45 | 60 | 72 | 84 | 99 | 114 | 129 |
Die 129 Fragen des Heidelberger Katechismus - ohne die Antworten!
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1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?
2. Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?
3. Woher erkennst du dein Elend?
4. Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?
5. Kannst du das alles vollkommen halten?
6. Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?
7. Woher kommt denn diese böse und verkehrte Art des Menschen?
8. Sind wir aber so böse und verkehrt, dass wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?
9. Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas fordert, was der Mensch nicht tun kann?
10. Will Gott diesen Ungehorsam ungestraft lassen?
11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig?
12. Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes schon jetzt und ewig Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?
13. Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?
14. Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?
15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?
16. Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?
17. Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?
18. Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?
19. Woher weißt du das?
20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?
21. Was ist wahrer Glaube?
22. Was ist für einen Christen notwendig zu glauben?
23. Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?
24. Wie wird das Glaubensbekenntnis eingeteilt?
25. Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist?
26. Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde“?
27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?
28. Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?
29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt „Heiland“ genannt?
30. Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?
31. Warum wird er Christus, das heißt „Gesalbter“ genannt?
32. Warum wirst aber du ein Christ genannt?
33. Warum heißt Jesus Christus „Gottes eingeborener Sohn“, da doch auch wir Kinder Gottes sind?
34. Warum nennst du ihn „unseren Herrn“?
35. Was bedeutet: „Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?
36. Was nützt es dir, dass er durch den heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren ist?
37. Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?
38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?
39. Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?
40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?
41. Warum ist er begraben worden?
42. Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?
43. Welchen weiteren Nutzen haben wir aus Opfer und Tod Christi am Kreuz?
44. Warum folgt „abgestiegen zu der Hölle“?
45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?
46. Wie verstehst du, dass es heißt „aufgefahren in den Himmel“?
47. Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?
48. Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?
49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?
50. Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?
51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?
52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“?
53. Was glaubst du vom heiligen Geist?
54. Was glaubst du von der „heiligen allgemeinen christlichen Kirche“?
55. Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?
56. Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?
57. Was tröstet dich die „Auferstehung der Toten“?
58. Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?
59. Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst?
60. Wie bist du gerecht vor Gott?
61. Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?
62. Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?
63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?
64. Macht aber diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?
65. Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?
66. Was sind Sakramente?
67. Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinweisen?
68. Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?
69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?
70. Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?
71. Wo hat Christus verheißen, dass wir so gewiss mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?
72. Ist denn das äußerliche Wasserbad selbst die Abwaschung der Sünden?
73. Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“ und die „Abwaschung der Sünden“?
74. Soll man auch die kleinen Kinder taufen?
75. Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und gewiss gemacht, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?
76. Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?
77. Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so gewiss mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?
78. Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?
79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder nennt den Kelch den neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?
80. Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?
81. Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?
82. Dürfen aber zum heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?
83. Was ist das Amt der Schlüssel?
84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?
85. Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?
86. Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?
87. Können denn auch die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren?
88. Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?
89. Was heißt Absterben des alten Menschen?
90. Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?
91. Was sind denn gute Werke?
92. Wie lautet das Gesetz des HERRN?
93. Wie werden diese Gebote eingeteilt?
94. Was fordert der Herr im ersten Gebot?
95. Was ist Götzendienst?
96. Was will Gott im zweiten Gebot?
97. Darf man denn gar kein Bild machen?
98. Dürfen denn nicht die Bilder als „der Laien Bücher“ in den Kirchen geduldet werden?
99. Was will Gott im dritten Gebot?
100. Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?
101. Darf man aber überhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?
102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?
103. Was will Gott im vierten Gebot?
104. Was will Gott im fünften Gebot?
105. Was will Gott im sechsten Gebot?
106. Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?
107. Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?
108. Was will Gott im siebenten Gebot?
109. Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?
110. Was verbietet Gott im achten Gebot?
111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?
112. Was will Gott im neunten Gebot?
113. Was will Gott im zehnten Gebot?
114. Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?
115. Warum lässt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?
116. Warum ist den Christen das Gebet nötig?
117. Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?
118. Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?
119. Wie lautet dieses Gebet
120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?
121. Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“?
122. Was bedeutet die erste Bitte: „Geheiligt werde dein Name“?
123. Was bedeutet die zweite Bitte: „Dein Reich komme“?
124. Was bedeutet die dritte Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?
125. Was bedeutet die vierte Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?
126. Was bedeutet die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?
127. Was bedeutet die sechste Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“?
128. Wie beschließt du dieses Gebet: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“?
129. Was bedeutet das Wort: „Amen“?
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Frage 32 und Psalm 71
Predigt von Pfarrer Dr. Albrecht Thiel, Dortmund
Liebe Gemeinde,
ein englischer Seefahrer fährt auf hoher See, um neue Länder zu entdecken. Nachdem er längere Zeit unterwegs ist, kommt er an eine unbekannte Küste. Voller Begeisterung legt er an – neues Land, das er erobern kann, vielleicht Reichtümer gewinnen, auf jeden Fall ganz neue Erfahrungen machen. Das wollen wir doch alle! Und weil die Geschichte schon etwas älter ist und zu einer Zeit spielt, als England noch eine Weltmacht war, hisst der Seefahrer als erstes auf dem neuen Land die englische Flagge. Das muss selbstverständlich auf einem ganz besonderen Gebäude geschehen – und deshalb benutzt er dazu einen merkwürdig aussehenden Tempel. Allerdings hat sich bei der Kursberechnung der langen Seefahrt ein entscheidender Fehler eingeschlichen. Was er für einen merkwürdigen heidnischen Tempel gehalten hat, war in Wahrheit der königliche Pavillon im Seebad Brighton. Der Seefahrer hatte in Wahrheit keine unbekannte Insel entdeckt, die er – für wen auch immer – in Beschlag nehmen konnte. Sondern er war in seinem eigenen Land gelandet.
Mit dieser Geschichte beginnt der britische Schriftsteller Gilbert Keith Chesterton (viele kennen ihn als Verfasser der Geschichten von Pater Braun), sein Buch „Orthodoxie“. Er gibt sich damit Rechenschaft über seinen Lebensweg. Aber was sollte diese Geschichte über jenen Seemann? Nun, sie erzählt von dem, was viele von uns bewegt: Wir wollen Neues entdecken! Es ist doch todlangweilig, wenn wir uns immer in den Schienen des Althergebrachten bewegen! Neue Ideen sind gefragt! Und so begeben wir uns auf Entdeckungsreise: Neue Menschen, interessante Ideen – kommen Sie mir bloß nicht mit alten Klamotten von früher! Und dann kann es uns dabei ergehen wie jenem Seemann: Wir stehen vor einem Gebäude, das wir noch nie zuvor gesehen zu haben meinen. Was für eine Architektur! Was für tolle Materialien! Hier kommen Dinge zusammen, die wir noch nie zuvor gedacht oder gesehen haben! Und dann die Erkenntnis: Huch, das ist ja gar kein sensationeller heidnischer Tempel! Das ist der königliche Pavillon in Brighton. Oder vielleicht bei uns irgendeine christliche Kirche.
Chesterton selbst hat es so auf den Punkt gebracht hat: „Der Seefahrer bin ich. Ich bin der Mann, der mit dem größten Wagemut entdeckt hat, was längst entdeckt war.“ Das war sein Weg gewesen: Er hatte viele Jahre an nichts geglaubt. Bzw., er hatte mit den traditionellen Glaubensaussagen nichts anfangen können, sie waren ja alt und verstaubt. Schließlich hatte er auf den Wegen, die er in Gedanken unternommen hatte, dann doch Gott gefunden. „Und wunderte sich über sich selbst, da doch alles – Bibel, Katechismus, Gemeinschaft der Gläubigen – für ihn von jeher offen zugänglich gewesen war.“
Wir fragen: Was gibt es Neues im Jahr 2013? Gibt es neue Ideen im Raum von Glaube und Kirche? Etwas, was der Kirche neuen Schwung verleiht und Menschen neu motiviert? Christlicher Glaube ist ja nicht sehr angesagt. Spiritualität (wie man heute sagt, was früher Frömmigkeit oder geistliches Leben hieß), Spiritualität ja, aber doch bitte ohne Kirche. Und Glauben ist doch schließlich Privatsache – und da kann jeder glauben, was er will. So sagen und denken viele.
Dabei haben wir oft nur noch eine ganz dunkle Ahnung, was eigentlich die Schätze unseres Glaubens ausmacht. Im kommenden Jahr wird eine der Bekenntnisschriften unserer evangelischen Kirche, der Heidelberger Katechismus, 450 Jahre alt. In unserem Teil Westfalens war mehr der Kleine Katechismus Martin Luthers im Gebrauch. Aber beiden gemeinsam war, dass dort Sätze zum Auswendiglernen und Behalten standen. Zugegeben: Wenn der Konfirmandenunterricht vor allem darin bestand, solche Sätze einzupauken, dann war das sicherlich keine Methode, die für Jugendliche spannend war. Aber wer die Sätze des Katechismus nicht einfach wie ein Papagei nachgeplappert hat, sondern – so sagen die Engländer zum Auswendiglernen – wer diese Sätze mit dem Herzen gelernt hatte, der hatte ein solides Fundament des Glaubens.
Ich greife als ein Beispiel die Frage 32 heraus: Warum wirst du ein Christ genannt? Könnten Sie darauf in eigenen Worten antworten? Das ist ja keine Wissensfrage wie: Welche Richtungen des Christentums gibt es in Deutschland? Sondern es meint Dich und Mich: Warum nennst Du dich Christ bzw. Christin? Dass ich eingetragenes Mitglied der Kirche bin, das kann ja die Antwort darauf noch nicht sein. Dass ich mich christlich verhalte oder sog. „christliche Grundwerte“ habe (davon ist ja viel die Rede) – auch das ist ja ein bisschen merkwürdig, wenn niemand genau sagen kann, worin die denn bestehen. Eine Glaubensgemeinschaft muss doch eine gemeinsame Basis haben, sonst wäre sie keine Gemeinschaft.
Warum also wirst du ein Christ genannt? Der Heidelberger Katechismus sagt:
Weil ich durch den Glauben ein Glied Christi bin (ich teile mir die Antwort in einzelne Schritte auf). Ich bin es also nicht von selber, nicht von Geburt an und auch nicht, weil jeder irgendwohin dazugehören muss. Ich glaube an Jesus Christus – auf diesen Satz kommt es entscheidend an. Nicht mehr und nicht weniger. Ich muss nicht ein ausführliches Glaubensbekenntnis unterschreiben. Ich muss mich aber im Glauben zu dem Menschen und Gottessohn Jesus Christus verhalten. Der im Stall geboren ist. Der gelebt und gewirkt hat. Der Gottes Kraft zur Versöhnung war – und der dafür gekreuzigt wurde, gestorben ist und auferstanden. An ihm vorbei gibt es keinen christlichen Glauben. Aber wenn ich an ihn glaube, dann gehöre ich so fest zu ihm wie die Glieder zu einem Körper gehören.
Weiter: Ich habe durch diesen Glauben an seiner Salbung Anteil. Christus heißt übersetzt „der Gesalbte“, so lernen es auch heute noch unsere Konfirmanden. Und dann erzähle ich ihnen, dass damals Könige gesalbt wurden als Zeichen ihrer besonderen Würde und Jesus, der weder Macht noch Geld besaß, von uns wie ein König angesehen wird. Schön zu wissen – aber was hat das mit mir zu tun? Nun: Du hast an seiner Salbung Anteil. Weil Jesus Christus nie für sich selber und für seinen eigenen Ruhm gelebt hat, sondern weil er mit seinen Leuten so eng zusammengehört, dass sie mit ihrer Taufe sozusagen auch seine Salbung empfangen. Wir sind dann auch Menschen, die Gott wie Berufene, wie Ausgezeichnete ansieht.
Glauben – ausgezeichnet werden und dann: - sind wir dann Gläubige und wissen, dass wir auf Gottes Seite stehen? Nein, ich habe diesen Glauben, damit auch ich seinen Namen bekenne. Weil der Glaube nicht nur Privatsache ist, sondern zu einem Leben in der Nachfolge Jesu Christi drängt. So, wie er die Wahrheit Gottes in der Öffentlichkeit bekannt hat – mit der Konsequenz, dass er bereit war, für dieses Bekenntnis den Tod auf sich zu nehmen. so sollen auch wir die Sache Jesu Christi in der Öffentlichkeit bekennen. Christsein heißt, als aufmerksamer Mitmensch leben. Ein Auge für Not haben, für Menschen in Not.
Weiter: Ich soll mich ihm zu einem lebendigen Dankopfer hingeben. Das ist nicht unsere Sprache – aber da der Katechismus hinter jeder Zeile die Bibelstelle aufführt, auf die er sich bezieht, können wir einfach nachschlagen. Im 1. Petrus-Brief im 2. Kapitel: Ihr seid das Volk, das Jesus Christus sich zu eigen gemacht hat, ihr sollt Gottes Wohltaten verkündigen, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat. (1. Petr. 2, 9) Du bist als Christ nicht allein, Du gehörst zum Volk Gottes. Einem Volk, das er aus allen Völkern und allen Sprachen zusammengerufen hat. Einem Volk, das eine unglaublich positive Ausstrahlung hat. Nicht deshalb, weil alle Christen ein antrainiertes Lächeln auf den Lippen haben, sondern weil sie mit ihrem ganzen Leben daraus schöpfen, was Gott Gutes für sie getan hat. Aus der Finsternis, bei der ich nicht wusste, woher ich komme und wohin ich gehe in meinem Leben, hat er mich in sein Licht gerufen. Christ sein heißt, in diesem Licht zu leben, auch wenn es äußerlich manchmal sehr dunkel sein mag.
Wir sind immer noch bei der einen Antwort, die dann sehr aktiv und selbstbewusst davon redet, wie ich als Christ auftrete: Mit freiem Gewissen in diesem Leben gegen die Sünde und den Teufel streite. Christen verstecken sich nicht. Sie ducken sich nicht unter den Mächtigen, sie tarnen sich auch nicht in der Mehrheitsmeinung einer Kirche. Wer zu Jesus Christus gehört, der erfährt etwas von seiner königlichen Freiheit und tritt auch so auf. Der jammert nicht darüber, wie schlimm die Welt ist, sondern kämpft gegen die Sünde und den Teufel – in welcher Gestalt der auch immer auftritt. Weil ja nun wirklich nicht alles in Ordnung ist. Jesus hat die Mächte der Unterdrückung und Gewalt beim Namen genannt, er hat mit ihnen gerungen – in jedem Kampf um die Gesundheit von Menschen, im Eintreten gegen Hoffnungslosigkeit und Gleichgültigkeit. Glauben ist nicht nur eine innere Überzeugung, das drängt nach außen. Weil in Gottes Namen vieles nicht zu ertragen ist. Keine Geschäfte mit dem Tod oder der Unterdrückung von Menschen, keine Politik, die nicht Arbeit und Sattwerden der Menschen vor allem anderen fördert.
Und schließlich werde ich ein Christ genannt, weil ich hernach in Ewigkeit mit ihm über alle Geschöpfe herrsche. Ja, er ist der, der zur Rechten des Vaters sitzt. Durch Jesus Christus strömt Gottes heiliger Geist in unsere Welt hinein. Und wenn ich als sein Glied zu ihm gehöre, dann teile ich diese wahrhaft stolze Aussicht. Ich will die Geschöpfe der Erde nicht beherrschen – mit ihm, mit Jesus, will ich die Herrschaft im neuen Licht sehen. Will ich erfahren, wie einer für den anderen zum Bruder und zur Schwester werden kann. Die Art des sanftmütigen Heilands zu herrschen – das ist das letzte Wort Gottes. Und dabei darf und kann und soll ich Anteil haben.
Eine einzige Frage. Und überall ist am Rande notiert, wo ich dazu etwas in der Bibel finde. Weil christlicher Glaube kein Phantasieprodukt, das ich mir ausdenke oder irgendjemand anders, der das vielleicht noch viel netter und gefälliger sagen kann. Christlicher Glaube ist Leben in der Spur Jesu Christi. Und die finden wir nur, wenn wir uns in der Bibel davon erzählen lassen.
Die Bibel aufschlagen, liebe Gemeinde – das könnte ein ähnlich aufregendes Unternehmen sein wie jene Seefahrt, wie Chesterton sie beschreibt. Wir müssen dann nur schon nachlesen, nicht einfach ein Stichwort herauspicken, das wir uns nach unserem Gutdünken zurechtbiegen. Ein Bibelwort zum Übergang ins Neue Jahr? Nehmen wir doch einfach den Psalm, der seit vielen Jahrhunderten dem Sonntag nach Weihnachten zugeordnet ist, den Ps 71. Ich lese Ihnen daraus einige Verse vor:
14 Ich aber will allezeit harren
und mehren all deinen Ruhm.
15 Mein Mund tue deine Gerechtigkeit kund,
deine Hilfe den ganzen Tag,
ich kann sie nicht ermessen.
16 Dank der großen Taten Gottes des HERRN gehe ich hin,
deine Gerechtigkeit allein will ich rühmen.
Merken Sie, wie dicht wir damit bei den Worten des Heidelberger Katechismus sind? Nicht danach wollen wir streben, wie wir zu Ruhm und Ansehen kommen, sondern Gottes Ruhm wollen wir groß machen in dieser Welt. Von seiner Gerechtigkeit und seinen großen Taten wollen wir reden – dann kann die menschliche Gerechtigkeit auf dieser Erde in die richtige Richtung wachsen.
Dann wird es sehr persönlich in unserem Psalm 71:
17 Gott, du hast mich gelehrt von Jugend an,
bis heute verkünde ich deine Wunder.
18 Auch bis ins hohe Alter,
Gott, verlass mich nicht,
damit ich der Nachwelt deine Taten verkünde,
allen, die noch kommen werden, deine Macht.
Da sind wir mit unserer Lebenszeit. Mit unserer Angst vor der Vergänglichkeit, vor dem Nachlassen unserer Kräfte. Ja, ich bitte darum, dass Gott mich nicht verlässt, weil das ja nicht selbstverständlich ist, weil ich ihn ja nicht an der Hand habe, sondern ER mich. Aber ich erinnere mich doch daran, wie er mich von klein an in seine väterliche Belehrung genommen hat. Einen Moment Nachdenken, der uns sicher guttut: Wie hat Gott mich in seine väterliche Erziehung hineingenommen, wie hat er mich auf seine Wege geführt – und wie bin ich gegangen?
Und am Ende – so könnte ich es mir vorstellen – kann als Hoffnung für das Neue Jahr nichts Besseres stehen als dieser Segenswunsch aus dem Psalm 71:
19 Denn hoch reicht, Gott, deine Gerechtigkeit,
der du Großes getan hast.
Gott, wer ist dir gleich?
20 Der du uns viel Angst und Not hast erfahren lassen, du wirst uns wieder beleben.
Amen.
Predigt gehalten am 31.12. 2012 in Oestrich und in Bodelschwingh der Ev. Noah-Kirchengemeinde Dortmund