Heidelberger Katechismus Frage ...
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Die 129 Fragen des Heidelberger Katechismus - ohne die Antworten!
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1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

2. Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?

3. Woher erkennst du dein Elend?

4. Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?

5. Kannst du das alles vollkommen halten?

6. Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?

7. Woher kommt denn diese böse und verkehrte Art des Menschen?

8. Sind wir aber so böse und verkehrt, dass wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?

9. Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas fordert, was der Mensch nicht tun kann?

10. Will Gott diesen Ungehorsam ungestraft lassen?

11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig?

12. Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes schon jetzt und ewig Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?

13. Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?

14. Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?

15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?

16. Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?

17. Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?

18. Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?

19. Woher weißt du das?

20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?

21. Was ist wahrer Glaube?

22. Was ist für einen Christen notwendig zu glauben?

23. Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?

24. Wie wird das Glaubensbekenntnis eingeteilt?

25. Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist?

26. Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde“?

27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?

28. Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?

29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt „Heiland“ genannt?

30. Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?

31. Warum wird er Christus, das heißt „Gesalbter“ genannt?

32. Warum wirst aber du ein Christ genannt?

33. Warum heißt Jesus Christus „Gottes eingeborener Sohn“, da doch auch wir Kinder Gottes sind?

34. Warum nennst du ihn „unseren Herrn“?

35. Was bedeutet: „Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?

36. Was nützt es dir, dass er durch den heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren ist?

37. Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?

38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?

39. Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?

40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?

41. Warum ist er begraben worden?

42. Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?

43. Welchen weiteren Nutzen haben wir aus Opfer und Tod Christi am Kreuz?

44. Warum folgt „abgestiegen zu der Hölle“?

45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?

46. Wie verstehst du, dass es heißt „aufgefahren in den Himmel“?

47. Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?

48. Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?

49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?

50. Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?

51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?

52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“?

53. Was glaubst du vom heiligen Geist?

54. Was glaubst du von der „heiligen allgemeinen christlichen Kirche“?

55. Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?

56. Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?

57. Was tröstet dich die „Auferstehung der Toten“?

58. Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?

59. Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst?

60. Wie bist du gerecht vor Gott?

61. Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?

62. Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?

63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?

64. Macht aber diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?

65. Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?

66. Was sind Sakramente?

67. Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinweisen?

68. Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?

69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?

70. Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?

71. Wo hat Christus verheißen, dass wir so gewiss mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?

72. Ist denn das äußerliche Wasserbad selbst die Abwaschung der Sünden?

73. Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“ und die „Abwaschung der Sünden“?

74. Soll man auch die kleinen Kinder taufen?

75. Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und gewiss gemacht, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?

76. Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?

77. Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so gewiss mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?

78. Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?

79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder nennt den Kelch den neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?

80. Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?

81. Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?

82. Dürfen aber zum heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?

83. Was ist das Amt der Schlüssel?

84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?

85. Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?

86. Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?

87. Können denn auch die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren?

88. Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?

89. Was heißt Absterben des alten Menschen?

90. Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?

91. Was sind denn gute Werke?

92. Wie lautet das Gesetz des HERRN?

93. Wie werden diese Gebote eingeteilt?

94. Was fordert der Herr im ersten Gebot?

95. Was ist Götzendienst?

96. Was will Gott im zweiten Gebot?

97. Darf man denn gar kein Bild machen?

98. Dürfen denn nicht die Bilder als „der Laien Bücher“ in den Kirchen geduldet werden?

99. Was will Gott im dritten Gebot?

100. Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?

101. Darf man aber überhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?

102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?

103. Was will Gott im vierten Gebot?

104. Was will Gott im fünften Gebot?

105. Was will Gott im sechsten Gebot?

106. Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?

107. Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?

108. Was will Gott im siebenten Gebot?

109. Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?

110. Was verbietet Gott im achten Gebot?

111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?

112. Was will Gott im neunten Gebot?

113. Was will Gott im zehnten Gebot?

114. Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?

115. Warum lässt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?

116. Warum ist den Christen das Gebet nötig?

117. Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?

118. Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?

119. Wie lautet dieses Gebet

120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?

121. Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“?

122. Was bedeutet die erste Bitte: „Geheiligt werde dein Name“?

123. Was bedeutet die zweite Bitte: „Dein Reich komme“?

124. Was bedeutet die dritte Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?

125. Was bedeutet die vierte Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?

126. Was bedeutet die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?

127. Was bedeutet die sechste Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“?

128. Wie beschließt du dieses Gebet: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“?

129. Was bedeutet das Wort: „Amen“?

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Frage 44

Predigt von Pastor Klaus Bröhenhorst, Hildeheim

"Warum folgt ‘abgestiegen zu der Hölle’?"

Damit wird mir zugesagt,
dass ich selbst
in meinen schwersten Anfechtungen
gewiss sei darf,
dass mein Herr Christus
mich von der höllischen Angst und Pein
erlöst hat,
weil er auch an seiner Seele
unaussprechliche Angst,
Schmerzen und Schrecken
am Kreuz und schon zuvor erlitten hat.
 

Liebe Gemeinde ... ganz unten ... vielleicht kennst du das. Vielleicht hast du dich selber schon mal so einsortiert oder du wurdest so einsortiert ... ganz unten. Nicht dein Wohnort und dessen geographische Höhe; sondern dein Befinden und dessen seelische Höhe sind damit gemeint. Unsere Sprache malt halt so, sie zeichnet dich in die Landschaft des Lebens weiter oben oder weiter unten ein. Und dieses "weiter oben" oder "weiter unten" entspricht dem, wie es dir geht. Wenn es dir nämlich gut geht, dann bist du gut drauf, dann geht es aufwärts mit dir, dann bist du top ... und wenn es dir schlecht geht, dann bist du bedrückt, bist niedergedrückt, bist unten. ganz unten sein, heißt: tiefer geht nicht ... hilfloser geht nicht ... ängstlicher geht nicht. Warst du schon mal ganz unten? War ich es? Ich meine: So ganz war ich es noch nie. Aber ich kenne das, wie das ist: das Gefangensein im eigenen Entsetzen ... wie dann der Kreislauf wegsackt; wie man im Sinne des Wortes kalte Füße bekommt, wie das Herz rast ... und die Zeit, die bis eben noch so anders war ... ja, steht sie still? ... ach, wenn sie nur stehen würde, nicht wahr ... aber sie steht nicht ... und sie ist auch nicht still ... sie lastet bleiern verschlossen und wird immer schwerer ... Böse Nachricht ... Große Angst ... Nicht-Weiter-Wissen ... Sagen müssen: Das habe ich nicht gewollt! Immer wieder zurückgehen müssen an den Punkt, an dem es heißt: Hätte ich nur! Sich wundreiben an diesem Punkt. Schlafen wollen und nicht können. Böse Nachricht ... Große Angst ... Typisch menschlich. Erich Fried bringt dies typisch Menschliche in seinem 10-Zeilen-Gedicht "Definition" so zum Ausdruck:
Ein Hund
der stirbt
und der weiß
dass er stirbt
wie ein Hund
und der sagen kann
dass er weiß
dass er stirbt
wie ein Hund
ist ein Mensch.
Erich Fried: Definition ... Fried erklärt den Menschen so, dass der Mensch weiß, dass er stirbt wie ein Hund, dass der Mensch weiß, dass das auf ihn zukommt und ihn zuvor schon die Vorboten dieses Sterbens erreichen: Leiden, Krankheit, Einsamkeit, Angst ... ganz unten. Wir sind allesamt zu dem Tod gefordert, so Luther in seiner Invo¬kavitpredigt vom 9. März 1522, wir sind allesamt zu dem Tod gefordert, und keiner wird für den anderen sterben, sondern jeder in eigener Person für sich mit dem Tod kämpfen ... ich werde dann nicht bei dir sein noch du bei mir. Ja, das ist wohl so. Ein Hund der stirbt und der weiß dass er stirbt wie ein Hund ... ist ein Mensch ... "Ich werde dann nicht bei dir sein noch du bei mir"...
Ja. Kann man so sehen. Muss man so sehen. Aber ist damit alles gesagt? Ich meine: nein. Ich meine, dass just über den Menschen als Menschen damit nicht alles gesagt ist. Ein Hund der stirbt und der weiß dass er stirbt wie ein Hund ist ein Mensch ... Ja, ja ... aber ein Mensch, der stirbt wie ein Hund, stirbt vielleicht tatsächlich (wenn es ihm übel ergeht) stirbt vielleicht tatsächlich wie ein Hund, aber doch niemals als ein Hund ... Es stimmt ja: Wir sind allesamt zu dem Tod gefordert ... ich werde dann nicht bei dir sein noch du bei mir ... Was das Sterben angeht, können wir nicht sagen: Das nehme ich dir ab ... wir -alle demselben Geschick unterworfen - wir können einander aus diesem Geschick nicht heraushelfen ... wir - alle demselben Geschick unterworfen - wir können es bestenfalls miteinander durchstehen, können einander beistehen, bis es zu Ende ist ... und sollen das auch. Und das ist schon viel. Aber einer kann mehr; einer  -demselben Geschick unterworfen - steht dir nicht nur bei, bis es zu Ende ist, sondern darüber hinaus; einer hält Dich, hält Dich aus, hält nicht nur aus, dass du Angst hast ... hält ebenso aus, wovor du Angst hast. Er tut das als der, der dich von der höllischen Angst und Pein erlöst hat, indem er selber am Kreuz und schon vorher diese höllische Angst und Pein erlitten hat ... als Mensch unter Menschen ... als der, von dem Pilatus gesagt hat: ecce homo - Siehe, den Menschen ... siehe: Ihn. erlitten / durchlitten ... Gewiss: Sie ist immer noch stark: die höllische Angst und Pein... sie sucht immer noch ihre Opfer, sie sucht noch die, die sie zu Tode ängstigen kann; sie weckt böse Geister, die dir zuflüstern: Gib auf! Wer sollte an Dich denken? Niemand denkt an Dich. Aber das ist Höllengeflüster. Schlimm genug. Böse genug. Aber vielleicht schaffst du es dennoch ein "nur" davor zu setzen: Das ist "nur" Höllengeflüster. "Nur". Mehr nicht. In der griechisch-orthodoxen Kirche habe ich einmal eine Ikone gesehen, die betitelt war mit: Jesus - das nicht schlafende Auge. Merkwürdiger Titel, nicht wahr. Keiner der üblichen Hoheitstitel. Jesus - das nicht schlafende Auge ... einprägsam, sprechend ... Der dich behütet, schläft noch schlummert nicht. Er behütet dich. Er tut das nicht aus der Kraft vordergründiger Unbesiegbarkeit, er tut das, weil er selber Sünde, Tod und Teufel durchlitten hat. Durchlitten. Gewiss: Sünde, Tod und Teufel haben auch ihn weggenommen aus dem Land der Lebendigen. Das haben sie geschafft. So mächtig sind sie. Aber Sein Tod war ihr Tod. Und seitdem ist die ganze Welt verrückt. Sie ist aus der Alptraum böser Endgültigkeiten in den Vorschein der Zukunft Gottes gerückt. Und selbst der Tod, der mächtigste aller Herrscher, der, dem niemand entgeht, der, der alt wie jung, König wie Bettelmann zum Tanze auffordert; selbst der kann die Zukunft Gottes, die kommt, nicht mehr versperren. Selbst der Tod muss als Weg dienen. Durchlitten. Jesus - das nicht schlafende Auge. Nichts ist so tief - er ist noch tiefer. Wenn du ganz unten bist ... er hält dich. Vor Jahren habe ich eine Frau besucht einen Tag vor ihrem Tod. Dass es ein Abschied war, war uns beiden klar. Was mich noch heute ärgert, ist, dass ich bei diesem Abschied an eines nicht gedacht habe, nämlich: dass diese Frau einst das Manuskript einer Predigt von mir erbeten hatte, eine Predigt, in der eine Erzählung von Manfred Hausmann vorkam. Diese Erzählung hatte es jener Frau besonders angetan. Und ich denke, es wäre gut gewesen, wenn ich jene Frau in der Stunde des Abschiedes an diese Geschichte erinnert hätte. Habe ich aber nicht dran gedacht. Die Erzählung Hausmanns handelt von einem Seemann, der nachts per Zug von Bremen nach Hause fahren will. Durch ein Techtelmechtel unaufmerksam geworden erwischt er den aus dem Bahnhof fahrenden Zug nur noch so, dass er auf den letzten Wagen aufspringen kann, um freilich sogleich festzustellen, dass die Tür des Wagens verschlossen ist. Der Seemann hält sich fest, natürlich, aber das wird zunehmend schwieriger; denn es ist Winter und der Wind ist eisig. Versuche, sich aus dieser misslichen Lage zu befreien, schlagen fehl. "Noch nie in seinem Leben war er so allein gewesen. Und kein Mensch konnte ihm helfen", so Hausmann. Und tatsächlich: die Kräfte des Seemanns schwinden. Er wimmert. Er heult. Er ist erst 24 Jahre alt. Muss er schon sterben? Alles Mögliche schießt dem Seemann durch den Kopf. Und dann - wie im Traum - sieht der Seemann etwas, er sieht jemanden, jemanden, der auch sterben muss. "Ein schräg nach vorn gesunkener Kopf und die Augen halb zu vor Schmerzen und der Mund offen", so beschreibt Hausmann diesen, den der Seemann in seinem Traumgebilde sieht. Hängt denn da noch einer?, denkt der Seemann. Ist alles ganz anders? Und dann hört der Seemann, wie dieser andere, der augenscheinlich sein Leiden teilt, etwas sagt, irgendwas mit "Heute noch". "Was ist heute noch?" Der Streckenläufer, so der letzte Satz dieser Erzählung, der Streckenläufer, der ihn am anderen Morgen fand, erzählte, die Beine seien ja schrecklich verdreht gewesen, aber im Gesicht habe er eigentlich ganz zufrieden ausgesehen, wenn er mal so sagen solle. Manfred Hausmann: "Heute noch". Daran hätte ich jene Frau erinnern können einen Tag vor ihrem Tod, dass sie jene Predigt mit dieser Erzählung Hausmanns unbedingt hatte haben wollen. Und ich hätte sie fragen sollen: Wissen Sie noch? Oder vielleicht sogar: Wissen Sie doch!? Durchlitten... Nichts ist so tief - er ist noch tiefer. "abgestiegen zu der Hölle": Damit wird dir zugesagt, dass du selbst in deinen schwersten Anfechtungen gewiss sein darfst, dass dein Herr Christus dich von der höllischen Angst und Pein erlöst hat; dass dich nichts scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, deinem Herrn; dass du Trost hast im Leben und im Sterben.
Ein Hund
der stirbt
und der weiß
dass er stirbt
wie ein Hund
und der sagen kann
dass er weiß
dass er stirbt
wie ein Hund
ist ein Mensch.
Ja, das stimmt. Das kann man so sehen. Aber damit ist nicht alles gesagt. Denn der, der weiß, dass er stirbt wie ein Hund, stirbt vielleicht wie ein Hund, aber er stirbt als ein Mensch, als ein Mensch, dessen Vorrecht es ist, inmitten aller Kreaturen den Namen Gottes anzurufen und deshalb aus der Hoffnung zu leben, die nicht zuschanden werden lässt ... er stirbt als ein Mensch, dessen Vorrecht es ist, dass inmitten aller Menschen einer seiner Menschenbrüder Jesus heißt. Ob nicht das immer schon zum Menschen gehört hat, dass Menschsein mehr ist als simples Existieren? Ich meine: Ja. Schon unsere eiszeitlichen Vorfahren haben ihre Toten beerdigt. Merkwürdig, nicht wahr. Natürlich glaubten sie nicht im christlichen Sinne, unsere eiszeitlichen Vorfahren. Aber sie ahnten wohl etwas. Ein Dahinter. Ein Jenseits der Zeit.
Jedenfalls haben sie ihre Toten nicht irgendwo liegen lassen, sondern haben sie beerdigt, haben sie für eine Zukunft, für die sie vermutlich noch keinen Namen hatten, aufbewahrt. Wir aber haben einen Namen, nicht wahr. Wir belegen ihn mit Titeln. Wir sagen Christus, Heiland, Sohn Gottes. In der Fachsprache der neutestamentlichen Wissenschaft werden diese Titel Hoheitstitel genannt, christologische Hoheitstitel. Und diese Titel haben darin ihr Recht, dass uns der Ostersieger nicht zu niedlich, nicht zu machtlos geraten darf. Seid ihr etwa stärker als er?, fragt der Apostel Paulus einmal die Gemeinde in Korinth. Und will darauf keine Antwort. Natürlich sind die Korinther nicht stärker. Aber Jesus ist nicht nur hoch. Die christologischen Hoheitstitel dürfen das bleibende Menschsein Jesu nicht verschlingen, nicht seine kreatürliche Solidarität mit dir. Denn nicht als der weltüberlegen Unangefochtene hat er dich von der höllischen Angst und Pein erlöst, sondern weil er auch an seiner Seele Angst, Schmerzen und Schrecken erlitten hat. Er auch. Wenn dich einer versteht, dann ist er das. "abgestiegen zu der Hölle", hinabgestiegen in das Reich des Todes (wie es heute heißt); nein: ein bestimmtes Weltbild musst du damit nicht verbinden. Der Katechismus macht das auch nicht. Du musst dir also nichts Unterirdisches vorstellen. Nicht so, wie wir früher als Kinder das Ball-Fang-Spiel "Schwarz-rot-tot" noch um die Stufen "mausetot" und "mausekellertot" ergänzt haben; was sich ja noch steigern ließe, so dass es immer noch weiter unten ginge. Das muss nicht sein. Derlei "nach unten" ist von dir nicht verlangt. Vielmehr: Wenn es dich denn trifft, wenn dich ein "ganz unten" trifft, wenn dir das Leben zeigt, wie ohnmächtig du gegenüber Sünde, Tod und Teufel bist, dann lass dir nicht einreden, Du seiest allein, dann halte aus Frage 44 diese beiden Wörter fest: "er auch", "er auch"; und dann werde darüber ruhig und warte, was geschieht.
Amen.

Gehalten am 22. August 2010 in der Ev-reformierten Kirchengemeinde Hildesheim