16 | 31 | 46 | 61 | 73 | 85 | 100 | 115 | |
17 | 32 | 47 | 62 | 74 | 86 | 101 | 116 | |
18 | 33 | 48 | 63 | 75 | 87 | 102 | 117 | |
19 | 34 | 49 | 64 | 76 | 88 | 103 | 118 | |
20 | 35 | 50 | 65 | 77 | 89 | 104 | 119 | |
21 | 36 | 51 | 66 | 78 | 90 | 105 | 120 | |
22 | 37 | 52 | 91 | 106 | 121 | |||
23 | 38 | 53 | 92 | 107 | 122 | |||
24 | 39 | 54 | 93 | 108 | 123 | |||
25 | 40 | 55 | 67 | 79 | 94 | 109 | 124 | |
26 | 41 | 56 | 68 | 80 | 95 | 110 | 125 | |
27 | 42 | 57 | 69 | 81 | 96 | 111 | 126 | |
28 | 43 | 58 | 70 | 82 | 97 | 112 | 127 | |
29 | 44 | 59 | 71 | 83 | 98 | 113 | 128 | |
30 | 45 | 60 | 72 | 84 | 99 | 114 | 129 |
Die 129 Fragen des Heidelberger Katechismus - ohne die Antworten!
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1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?
2. Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?
3. Woher erkennst du dein Elend?
4. Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?
5. Kannst du das alles vollkommen halten?
6. Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?
7. Woher kommt denn diese böse und verkehrte Art des Menschen?
8. Sind wir aber so böse und verkehrt, dass wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?
9. Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas fordert, was der Mensch nicht tun kann?
10. Will Gott diesen Ungehorsam ungestraft lassen?
11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig?
12. Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes schon jetzt und ewig Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?
13. Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?
14. Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?
15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?
16. Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?
17. Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?
18. Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?
19. Woher weißt du das?
20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?
21. Was ist wahrer Glaube?
22. Was ist für einen Christen notwendig zu glauben?
23. Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?
24. Wie wird das Glaubensbekenntnis eingeteilt?
25. Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist?
26. Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde“?
27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?
28. Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?
29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt „Heiland“ genannt?
30. Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?
31. Warum wird er Christus, das heißt „Gesalbter“ genannt?
32. Warum wirst aber du ein Christ genannt?
33. Warum heißt Jesus Christus „Gottes eingeborener Sohn“, da doch auch wir Kinder Gottes sind?
34. Warum nennst du ihn „unseren Herrn“?
35. Was bedeutet: „Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?
36. Was nützt es dir, dass er durch den heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren ist?
37. Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?
38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?
39. Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?
40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?
41. Warum ist er begraben worden?
42. Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?
43. Welchen weiteren Nutzen haben wir aus Opfer und Tod Christi am Kreuz?
44. Warum folgt „abgestiegen zu der Hölle“?
45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?
46. Wie verstehst du, dass es heißt „aufgefahren in den Himmel“?
47. Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?
48. Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?
49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?
50. Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?
51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?
52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“?
53. Was glaubst du vom heiligen Geist?
54. Was glaubst du von der „heiligen allgemeinen christlichen Kirche“?
55. Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?
56. Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?
57. Was tröstet dich die „Auferstehung der Toten“?
58. Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?
59. Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst?
60. Wie bist du gerecht vor Gott?
61. Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?
62. Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?
63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?
64. Macht aber diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?
65. Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?
66. Was sind Sakramente?
67. Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinweisen?
68. Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?
69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?
70. Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?
71. Wo hat Christus verheißen, dass wir so gewiss mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?
72. Ist denn das äußerliche Wasserbad selbst die Abwaschung der Sünden?
73. Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“ und die „Abwaschung der Sünden“?
74. Soll man auch die kleinen Kinder taufen?
75. Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und gewiss gemacht, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?
76. Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?
77. Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so gewiss mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?
78. Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?
79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder nennt den Kelch den neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?
80. Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?
81. Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?
82. Dürfen aber zum heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?
83. Was ist das Amt der Schlüssel?
84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?
85. Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?
86. Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?
87. Können denn auch die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren?
88. Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?
89. Was heißt Absterben des alten Menschen?
90. Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?
91. Was sind denn gute Werke?
92. Wie lautet das Gesetz des HERRN?
93. Wie werden diese Gebote eingeteilt?
94. Was fordert der Herr im ersten Gebot?
95. Was ist Götzendienst?
96. Was will Gott im zweiten Gebot?
97. Darf man denn gar kein Bild machen?
98. Dürfen denn nicht die Bilder als „der Laien Bücher“ in den Kirchen geduldet werden?
99. Was will Gott im dritten Gebot?
100. Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?
101. Darf man aber überhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?
102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?
103. Was will Gott im vierten Gebot?
104. Was will Gott im fünften Gebot?
105. Was will Gott im sechsten Gebot?
106. Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?
107. Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?
108. Was will Gott im siebenten Gebot?
109. Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?
110. Was verbietet Gott im achten Gebot?
111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?
112. Was will Gott im neunten Gebot?
113. Was will Gott im zehnten Gebot?
114. Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?
115. Warum lässt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?
116. Warum ist den Christen das Gebet nötig?
117. Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?
118. Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?
119. Wie lautet dieses Gebet
120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?
121. Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“?
122. Was bedeutet die erste Bitte: „Geheiligt werde dein Name“?
123. Was bedeutet die zweite Bitte: „Dein Reich komme“?
124. Was bedeutet die dritte Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?
125. Was bedeutet die vierte Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?
126. Was bedeutet die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?
127. Was bedeutet die sechste Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“?
128. Wie beschließt du dieses Gebet: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“?
129. Was bedeutet das Wort: „Amen“?
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Frage 49
Predigt von Pfarrer Heiner Montanus, Dormund
Erstens:
Er ist im Himmel
vor dem Angesicht seines Vaters
unser Fürsprecher.
Zweitens:
Wir haben durch unseren Bruder Jesus Christus
im Himmel die Gewissheit,
dass er als das Haupt uns, seine Glieder,
auch zu sich nehmen wird.
Drittens:
Er, sitzend zur Rechten Gottes,
sendet seinen Geist zu uns,
der uns die Kraft gibt,
zu suchen, was droben ist,
und nicht das, was auf Erden gilt.
Liebe Gemeinde,
was wird wohl in den Jüngern vorgegangen sein, als sie das erlebten, was wir „Himmelfahrt“ nennen? Was werden sie gedacht und gefühlt haben in jenem Augenblick, als Jesus „zusehends aufgehoben wurde und eine Wolke ihn vor ihren Augen aufnahm“ (Apg 1,9), wie es in der Apostelgeschichte erzählt wird.
Schon da lesen wir ja etwas davon, dass sie verwundert und bestürzt sind, als sie sehen, dass Jesus nun nicht mehr mitten unter ihnen ist. Wie gebannt schauen sie in den Himmel, dorthin, wo sie ihn haben hin entschwinden sehen. Und es muss ein Engel kommen, um ihren Blick vom Himmel abzulösen: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel?“ (Apg 1,11) Und wir vermuten: Es wird nicht gerade Faszination gewesen sein, die die Elf dort nach oben schauen lässt. Nein, begeistert sind sie nicht, als sie mit eigenen Augen zusehen müssen, wie Jesus sich von ihnen entfernt.
Und sie tun, was sie schon nach der Kreuzigung getan haben: Die Jünger gehen nach Jerusalem und schließen sich dort in einer Wohnung ein.
Denn damit, dass Jesus fehlt, ist ihnen der Boden unter den Füßen weggerissen. Das, worauf sie gebaut haben, ist plötzlich zerstört und nicht mehr tragfähig. Sie sind im höchsten Maße verunsichert. Denn wie soll es nun weiter gehen mit ihnen? Schließlich war Jesus mit ihnen über Jahre hinweg unterwegs gewesen und hatte sie geführt. Er war im wahrsten Sinn des Wortes vorangegangen und hatte ihnen neue Wege gezeigt. Zum einen natürlich richtige Fußwege, indem er sie durch Galiläa und nach Jerusalem geführt hatte. Aber auch ganz andere Wege hatten sie mit ihm entdeckt. So hatte er mit ihnen zum Beispiel in neuer Eindrücklichkeit entdeckt, was es heißt, an den Gott zu glauben, der sich den Menschen vorbehaltlos in Liebe zuwendet. Und er war mit ihnen auf andere Menschen zugegangen, gerade auch auf solche, die sonst eher außen vor standen und denen nachgesagt wurde, sogar Gott hätte sich von ihnen abgewandt.
Und als Jesus nun vor ihren Augen gen Himmel aufgehoben wird, da bricht all das, was eben noch sicher gewesen war, plötzlich wie ein Kartenhaus zusammen. Worauf sollen sie jetzt noch ihre Hoffnung setzen? Hat es jetzt überhaupt noch Sinn, den mit Jesus eingeschlagenen neuen Weg weiterhin zu gehen? Oder wäre es nicht besser, wieder die altbekannten ausgetretenen Pfade einzuschlagen? Sollten sie sich nicht von all dem abwenden, was sie in den letzten Jahren geprägt hat – genau so, wie Jesus sich gerade von ihnen abgewendet hat?
Dieses schreckliche Gefühl, von Jesus im Stich gelassen zu sein und vor Angst und Enttäuschung nicht mehr weiter zu wissen, kennen sie ja schon. Es hatte sie ja schon an Karfreitag befallen, als sie aus der Nähe oder Ferne mit ansehen mussten, wie Jesus ans Kreuz geschlagen worden war und starb. Auch da waren sie allein. Doch damals war der Schrecken nach drei Tagen vorbei gewesen, als die Engel und die Frauen ihnen erzählten: „Jesus lebt! Gott hat ihn von den Toten auferweckt!“ Und dann war er ja sogar persönlich in ihre Mitte getreten, und es hatte so ausgesehen, als würde alles wieder gut und so normal wie zuvor.
Der Schrecken von Karfreitag saß ihnen also noch in den Gliedern, als sie vierzig Tage später das gleiche erneut erlebte: Jesus war nicht mehr bei ihnen. Und sie bleiben alleine zurück. Ohne ihn, auf sich selbst gestellt.
Was die Jünger da erleben, was sie in sich spüren, können wir gut nachvollziehen. Denn ihre Gedanken, ihre Gefühle sind auch uns vertraut. Dass Gott nicht mehr da ist, dass wir im Stich gelassen und auf uns selbst gestellt sind, das überfällt uns ja auch manchmal, wenn unser Leben zu misslingen scheint und wir denken, allein auf der Welt zu sein, von den Menschen und – schlimmer noch – von Gott im Stich gelassen.
Warum also diese „Himmelfahrt“, die uns die Not der Jünger und unsere eigene vor Augen führt; unsere Not damit, dass Gott eben nicht mit Händen zu greifen und in unserer Mitte wie mit einem Fingerzeig aufzuzeigen ist?
Der Heidelberger Katechismus stellt die Frage auch. Er sieht unsere Not mit dem, was zu Himmelfahrt erzählt wird. Und diese Not nimmt er ernst. Doch er bestätigt nicht unser Gefühl, dass Gott sich von uns entfernt haben könnte. Er sagt nicht: So ist es nun mal. Ihr habt Jesus eben nicht mehr greifbar in eurer Nähe, und damit müsst ihr leben. Sondern er wendet sich dem zu, was in der Himmelfahrt Tröstliches erzählt wird und geschieht.
Er fragt nicht sachlich: Was ist da eigentlich passiert? Und er findet sich mit der verängstigten Grundstimmung nicht ab, die behauptet, Gott sei eben auf Distanz gegangen und von uns abgerückt. Und schließlich: Er versucht uns auch nicht das Geschehen als solches fragwürdig zu machen. Etwa dadurch, dass es doch nun eine alte und überholte Vorstellung sei, die für uns heute so nicht mehr nachzuvollziehen, nicht mehr zu glauben sei.
Nein, der Heidelberger Katechismus bleibt ganz bei uns und unserer Not. In ihr will er uns helfen. Also als Seelsorger redet er zu uns. Und darum fragt er: „Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?“
Eine seltsame Frage: Was nützt das.? Was bringt es uns? Worin liegt der Gewinn für uns? – Wo wir dich eher dazu neigen, vom Verlust zu reden: Jesus ist weg. Oder von der Angst: Wir sind verunsichert.
Nein, der Heidelberger fragt nach dem Nutzen. Nach dem Guten, dem Tragfähigen und Zuverlässigen, das uns in der Geschichte von Jesu Himmelfahrt erzählt wird.
Und ich glaube: Er sucht nicht nach irgendwelchen Kleinigkeiten, die an dieser Geschichte vielleicht auch noch irgendwie nützlich sein könnten. Also etwa nach dem Motto: Was gibt es in dieser Geschichte, die eigentlich doch nur von Verlust und Gottes Ferne erzählt, doch noch an nicht ganz so Schlimmem zu entdecken?
Sondern wenn er vom Nutzen redet, dann spricht er damit von der Mitte, vom Zentrum, vom überwältigenden Kern der Himmelfahrt. Also davon, dass wir eine durch und durch tröstliche und in diesem Sinn nützliche Geschichte hören.
Diesen Trost und Nutzen der Himmelfahrtserzählung bringt der Katechismus dreimal auf den Punkt.
Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?
Erstens:
Er ist im Himmel
vor dem Angesicht seines Vaters
unser Fürsprecher.
Wenn das stimmt, dann hat Himmelfahrt bei aller Entfernung, die wir auf den ersten Blick sehen, vor allem mit Nähe zu tun. All das, was wir verloren glauben, wenn wir die Last spüren, die es bedeutet, Gott nicht greifbar an der Hand zu haben, ist in Wirklichkeit gesichert. Wir sind nicht alleine. Und wir müssen uns mit den Lasten unseres Lebens und unseres Glaubens nicht alleine herumschlagen. Unsere Not ist bei Gott nicht in Vergessenheit geraten. Sondern gerade jetzt ist garantiert, dass wir mit dem, was uns bewegt und bedrückt, bei Gott gut aufgehoben sind. Denn, so erzählt der Heidelberger Katechismus: Jesus hat sich ja nicht zur Ruhe gesetzt. Sondern er führt nun genau das fort, was die Jünger schon zuvor von ihm kannten. Er tritt für sie ein. Er sorgt dafür, dass sie vor Gott zu ihrem Recht kommen. Das ist die Aufgabe des Fürsprechers. Das ist ein Anwalt, unser Anwalt bei Gott. Er bringt uns mit allem, was uns beschäftigt, bei Gott immer wieder in Erinnerung. Indem Jesus nun bei Gott ist, sorgt er dafür, dass wir mit unserem Leben, mit seiner Last und seiner Freude, bei Gott einen Platz haben und in gutem Ansehen stehen. So ist er der Garant dafür, dass alles, was uns bewegt, bei Gott vorkommt und beachtet wird.
Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?
Zweitens:
Wir haben durch unseren Bruder Jesus Christus
im Himmel die Gewissheit,
dass er als das Haupt uns, seine Glieder,
auch zu sich nehmen wird.
Damit wird eine neue, eine andere Form der Nachfolge beschrieben. Nicht nur, dass wir hier im Leben im Sinne Jesu unterwegs sind und er sich zu uns hält. Sondern diese Nachfolge greift weiter, sozusagen bis in die Ewigkeit. Denn sie findet an der Grenze des Todes nicht ihr Ende. Wenn Gott hier schon zu uns steht, dann wird er es auch nach unserem Tod tun. Denn auch der wird uns nicht von ihm trennen können. Und den Weg, den Jesus uns vorausgegangen ist, werden wir auf seiner ganzen Strecke nachgehen. Da kommt es nicht mit dem Tod zu einem Abbruch. Sondern mit Christus werden auch wir auferstehen und leben. Denn Gott bricht unsere Nachfolge nicht an unserem Lebensende ab. Sondern er führt sie fort.
Wir haben unseren Platz bei Gott. Hier im Leben. Und dann einmal auch nach unserem Tod. Wie Jesus diesen Weg vorausgegangen ist, so werden wir ihm nachfolgen. Bis wir das Ziel erreichen, an dem er jetzt bereits ist.
Denn, so das Argument des Katechismus: Wie sollte man die Gemeinde auseinander reißen können? Wie sollte man die Gliedmaßen vom Kopf trennen können. Denn unsere Geschichte ist untrennbar verbunden mit der Geschichte Jesu.
Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?
Drittens:
Er, sitzend zur Rechten Gottes,
sendet seinen Geist zu uns,
der uns die Kraft gibt,
zu suchen, was droben ist,
und nicht das, was auf Erden gilt.
Damit kommt Pfingsten in den Blick. Denn dieses Fest ist untrennbar mit der Himmelfahrt verbunden. So lässt der Engel die gen Himmel starrenden Jünger nach vorne blicken auf das, was sie erleben werden zehn Tage, nachdem Jesus ihren Blicken entzogen worden ist. Und als die Jünger dann den Heiligen Geist empfangen, da wandeln sich ihre Angst und Verunsicherung in Freude.
Was der Heidelberger nun als Folge des Heiligen Geistes beschreibt, scheint wenig mit der Erde zu tun zu haben und viel mit dem Himmel: „zu suchen, was droben ist, und nicht das, was auf Erden gilt.“ Doch gerade darin liegt die Kraft für unser Leben hier. Für ein Leben nämlich, das sich nach dem ausrichtet, was Jesus uns aufgetragen hat: Zeugen zu sein für die Menschenfreundlichkeit Gottes. Für diese sollen wir eintreten mit Wort und Tat. So sollen wir in der Nachfolge Jesu stehen.
Wir sollen hier unten uns für das einsetzen, was droben gilt. Wir sollen andere Maßstäbe in den Blick nehmen, uns nach anderem ausrichten, auf anderes achten, als es rings herum eigentlich üblich ist. Die Sache Gottes soll unsere Sache sein. Als seine Zeugen sollen wir auftreten in dem was wir sagen, wie wir handeln, wie wir leben. Seine Menschenfreundlichkeit sollen wir bezeugen in den Herausforderungen unserer Welt.
Keine leichte Aufgabe. Eine echte Herausforderung. Unsere Erfahrungen damit, wie schwer und umstritten da eine christlich verantwortete Haltung und Lebensweise sein kann, sollen wir nicht so deuten, als sei Gott uns ferne. Nein, Gott steht zu uns. Nicht er ist uns ferne. Sondern manchmal sind eben die Maßstäbe dessen, „was droben“ ist, und dessen, „was auf Erden ist“, himmelweit voneinander getrennt. Und dann steht das, was bei Gott gilt, dem entgegen, was sonst noch Geltung beansprucht.
In dieser Auseinandersetzung, im Streit um das, was hier auf Erden zu gelten hat und getan werden soll, sollen wir uns einbringen. Um das nach menschlichem Ermessen Richtige zu tun.
So liegt in der Himmelfahrt Christi ein dreifacher Nutzen. Denn sie sichert uns Gehör bei Gott. Sie sichert uns unsere Zukunft auch über den Tod hinaus. Und sie sichert uns in unserem Engagement für die Welt, in der wir leben.
Amen.
Predigt gehalten Himmelfahrt 2011 in der Evangelischen Kirchen Siegen-Weidenau