16 | 31 | 46 | 61 | 73 | 85 | 100 | 115 | |
17 | 32 | 47 | 62 | 74 | 86 | 101 | 116 | |
18 | 33 | 48 | 63 | 75 | 87 | 102 | 117 | |
19 | 34 | 49 | 64 | 76 | 88 | 103 | 118 | |
20 | 35 | 50 | 65 | 77 | 89 | 104 | 119 | |
21 | 36 | 51 | 66 | 78 | 90 | 105 | 120 | |
22 | 37 | 52 | 91 | 106 | 121 | |||
23 | 38 | 53 | 92 | 107 | 122 | |||
24 | 39 | 54 | 93 | 108 | 123 | |||
25 | 40 | 55 | 67 | 79 | 94 | 109 | 124 | |
26 | 41 | 56 | 68 | 80 | 95 | 110 | 125 | |
27 | 42 | 57 | 69 | 81 | 96 | 111 | 126 | |
28 | 43 | 58 | 70 | 82 | 97 | 112 | 127 | |
29 | 44 | 59 | 71 | 83 | 98 | 113 | 128 | |
30 | 45 | 60 | 72 | 84 | 99 | 114 | 129 |
Die 129 Fragen des Heidelberger Katechismus - ohne die Antworten!
Welche Fragen interessieren Sie? Finden Sie Ihre eigenen Antworten?! Oder stellen Sie Ihre eigenen Fragen?!
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1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?
2. Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?
3. Woher erkennst du dein Elend?
4. Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?
5. Kannst du das alles vollkommen halten?
6. Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?
7. Woher kommt denn diese böse und verkehrte Art des Menschen?
8. Sind wir aber so böse und verkehrt, dass wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?
9. Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas fordert, was der Mensch nicht tun kann?
10. Will Gott diesen Ungehorsam ungestraft lassen?
11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig?
12. Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes schon jetzt und ewig Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?
13. Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?
14. Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?
15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?
16. Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?
17. Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?
18. Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?
19. Woher weißt du das?
20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?
21. Was ist wahrer Glaube?
22. Was ist für einen Christen notwendig zu glauben?
23. Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?
24. Wie wird das Glaubensbekenntnis eingeteilt?
25. Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist?
26. Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde“?
27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?
28. Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?
29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt „Heiland“ genannt?
30. Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?
31. Warum wird er Christus, das heißt „Gesalbter“ genannt?
32. Warum wirst aber du ein Christ genannt?
33. Warum heißt Jesus Christus „Gottes eingeborener Sohn“, da doch auch wir Kinder Gottes sind?
34. Warum nennst du ihn „unseren Herrn“?
35. Was bedeutet: „Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?
36. Was nützt es dir, dass er durch den heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren ist?
37. Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?
38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?
39. Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?
40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?
41. Warum ist er begraben worden?
42. Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?
43. Welchen weiteren Nutzen haben wir aus Opfer und Tod Christi am Kreuz?
44. Warum folgt „abgestiegen zu der Hölle“?
45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?
46. Wie verstehst du, dass es heißt „aufgefahren in den Himmel“?
47. Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?
48. Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?
49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?
50. Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?
51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?
52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“?
53. Was glaubst du vom heiligen Geist?
54. Was glaubst du von der „heiligen allgemeinen christlichen Kirche“?
55. Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?
56. Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?
57. Was tröstet dich die „Auferstehung der Toten“?
58. Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?
59. Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst?
60. Wie bist du gerecht vor Gott?
61. Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?
62. Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?
63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?
64. Macht aber diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?
65. Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?
66. Was sind Sakramente?
67. Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinweisen?
68. Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?
69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?
70. Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?
71. Wo hat Christus verheißen, dass wir so gewiss mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?
72. Ist denn das äußerliche Wasserbad selbst die Abwaschung der Sünden?
73. Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“ und die „Abwaschung der Sünden“?
74. Soll man auch die kleinen Kinder taufen?
75. Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und gewiss gemacht, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?
76. Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?
77. Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so gewiss mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?
78. Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?
79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder nennt den Kelch den neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?
80. Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?
81. Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?
82. Dürfen aber zum heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?
83. Was ist das Amt der Schlüssel?
84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?
85. Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?
86. Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?
87. Können denn auch die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren?
88. Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?
89. Was heißt Absterben des alten Menschen?
90. Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?
91. Was sind denn gute Werke?
92. Wie lautet das Gesetz des HERRN?
93. Wie werden diese Gebote eingeteilt?
94. Was fordert der Herr im ersten Gebot?
95. Was ist Götzendienst?
96. Was will Gott im zweiten Gebot?
97. Darf man denn gar kein Bild machen?
98. Dürfen denn nicht die Bilder als „der Laien Bücher“ in den Kirchen geduldet werden?
99. Was will Gott im dritten Gebot?
100. Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?
101. Darf man aber überhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?
102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?
103. Was will Gott im vierten Gebot?
104. Was will Gott im fünften Gebot?
105. Was will Gott im sechsten Gebot?
106. Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?
107. Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?
108. Was will Gott im siebenten Gebot?
109. Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?
110. Was verbietet Gott im achten Gebot?
111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?
112. Was will Gott im neunten Gebot?
113. Was will Gott im zehnten Gebot?
114. Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?
115. Warum lässt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?
116. Warum ist den Christen das Gebet nötig?
117. Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?
118. Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?
119. Wie lautet dieses Gebet
120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?
121. Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“?
122. Was bedeutet die erste Bitte: „Geheiligt werde dein Name“?
123. Was bedeutet die zweite Bitte: „Dein Reich komme“?
124. Was bedeutet die dritte Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?
125. Was bedeutet die vierte Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?
126. Was bedeutet die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?
127. Was bedeutet die sechste Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“?
128. Wie beschließt du dieses Gebet: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“?
129. Was bedeutet das Wort: „Amen“?
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Frage 59 und 60
Predigt von Pastor Klaus Bröhenhorst, Hildesheim
Liebe Gemeinde … vor Gott gerecht … ist das überhaupt nötig …? Oder anders gefragt: Können sich mit dieser Frage nicht nur Menschen herumschlagen, die religiös in einer Art Selbstverdächtigung, Selbstmisstrauen ansprechbar sind? Spaltet diese Frage die Menschheit nicht von vornherein auf?
Aber sind denn die, die diese Frage nicht bewegt, von vornherein die Verdammten?
Ich frage das, weil mir manchmal etwas durch den Kopf geht, etwas Ketzerisches … etwas auch evangelisch Ketzerisches … die Frage nämlich, ob die Reformation wirklich das katholische Denkmuster überwunden hat … oder ob das insgeheim doch nicht der Fall ist …
Gewiss: überall wird einem versichert, dass die Reformation – ausgelöst durch den Ablasshandel und andere Missbräuche – (dass die Reformation) die Geschäftemacherei mit dem Himmel und so dann auch den Verdienstgedanken … dass du dir den Himmel verdienen musst … dass die Reformation damit aufgeräumt habe … dass eben alles viel freier und viel gelöster sei bei uns … was dann später zu den vier „allein“ geführt hat: allein Christus … er hat für dich genug getan … da muss nichts ergänzt werden von dir … allein die Schrift und nicht etwa das, was als Kirchengesetz … oder Kirchenerfindung (das Fegefeuer zum Beispiel, die Fastengebote) was dir da aus der Tradition vorgeschrieben werden soll … (halte dich damit nicht auf) allein der Glaube … und nicht etwa Glaube und Werke als eine Art unzertrennliches Tandem … wie Plisch und Plum … Asterix und Obelix … Hermann und Dorothea … nein: allein der Glaube … steht da zwar nicht bei Paulus in Römer 3 … steht da nicht … so halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke aus Glauben … steht da … nicht allein aus Glauben …aber in der Lutherbibel steht es eben doch so: allein aus Glauben … da sieht man, was Martin Luther besonders wichtig war … und Calvin hat es ihm nachgesprochen: allein aus Glauben … und alles zusammengefasst dann mit „allein durch Gnade“, allein als Geschenk … als Geschenk des Herrn … des in Gnade freien Herrn für seine aus Gnade freien Kinder …
Hört sich gut an. Ist auch gut.
Aber Glaube – dein und mein Glaube – muss doch sein, oder? Er muss doch auch evangelisch sein, oder? Er ist doch unerlässlich, nicht wahr. Glaubst du, so hast du, sagt Luther.
Wie bist du gerecht vor Gott?, fragt der HK in Frage 60 und antwortet: allein durch wahren Glauben an Jesus Christus. Und Frage 59 bereits ganz ähnlich: Was hilfst es dir aber nun, wenn du das alles glaubst? Antwort: Ich bin dadurch in Christus vor Gott gerecht und ein Erbe des ewigen Lebens.
Dadurch … durch Glauben … vielleicht sogar allein aus Glauben, wie Luther Römer 3 übersetzt … aber eben doch: durch Glauben … Was aber, wenn der Glaube fehlt? Was, wenn jemand sagt: Ich kann nicht glauben? Käme dieser jemand dann evangelisch nicht genauso in die Hölle (aus Mangel an Glauben, nämlich) wie jemand im 16. Jahrhundert (aus Mangel an guten Werken) katholisch in die Hölle kam?
Was wäre dadurch gewonnen? Wärest du nicht hier wie dort auf einen Mangel zurückgeworfen? Auf etwas, was du nicht hast. Auf etwas, was du nicht bieten kannst? Und darum meine Frage: Hat die Reformation … wirklich einen Fortschritt gebracht? Sie hat Dinge vergeistigt, gewiss. Sie hat mit vielem aufgeräumt, was sie für abergläubisch hielt, gewiss. Sie hat denen, die weltlich leben mussten, gesagt: Ja, du darfst auch weltlich leben. Du musst deshalb kein schlechtes Gewissen haben. Du bist kein schlechterer Christ deshalb. Aber im entscheidenden Punkte … in Hinblick auf dein ewiges Geschick … hat sie da wirklich eine bessere Antwort gegeben, wenn sie alles auf den Glauben stellt? Wie viel praktischer war da doch die katholische Antwort im 16. Jahrhundert … denn gute Werke, die kann ich tun … oder ich kann sie lassen … aber Glaube … der muss mir geschenkt werden, nicht wahr … der muss mir gegeben werden … und wenn er mir nicht gegeben wird …?
Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie!
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh’ ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor …
so sagt es Dr. Faustus zu sich selbst …
Hat alles nicht geholfen: Philosophie, Juristerei, Medizin und Theologie … hat alles nicht geholfen … und darum hat er sich der Magie ergeben … damit er erkennt, was die Welt im Innersten zusammenhält … so formuliert Goethe zu Beginn seiner Tragödie „Faust“.
Das Selbstgespräch des Dr. Faustus wird dann unterbrochen … unter anderem durch den Osterchoral: Christ ist erstanden …
Diese Botschaft aber erschließt sich Dr. Faustus nicht. Er sagt: Die Botschaft hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.
Glaube ist Dr. Faustus nicht gegeben. Nach Frage 59 des HK ist Dr. Faustus darum kein Erbe des ewigen Lebens. Er ist nicht gerecht vor Gott. Er hat am Jüngsten Tag keinen Freispruch zu erwarten. Er gehört zu denen, die zwar durch Adam verloren, aber nicht durch Christus gerettet sind. Denn – so der HK in Frage 20: Nur diejenigen werden gerettet, die durch wahren Glauben Christi Leib eingefügt werden und alle dessen Wohltaten annehmen.
Dr. Faustus also nicht … und andere auch nicht … die meisten nicht, nicht wahr … fast alle nicht … fast alle …
Da stimmt was nicht, oder? Ich meine: Da stimmt was nicht. Das kann´s nicht sein. Ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren soll. (so heißt es doch in der Weihnachtsgeschichte) Machet zu Jüngern alle Völker … (so der Schluss des Matthäusevangeliums) Gott hat alle in den Ungehorsam beschlossen, um sich aller zu erbarmen … so Paulus im Römerbrief …
Allem Volk. Alle Völker … alle … muss das alles durchs enge Tor … durchs Nadelöhr des Glaubens hindurch …? Wirklich? Ist Vorschrift Vorschrift? Wirklich?
Das wäre ja wie bei jenem Mann, der vom Verdursten bedroht durch die Wüste krabbelt, kaum noch vorankommt und auf einen Krawattenverkäufer stößt … Krawatten: lange, kurze, bunte, einfarbige … brauche ich nicht, sagt der Mann, der kurz vorm Verdursten ist und schleppt sich weiter … hinter einer Sanddüne ist da dann doch ein Gebäude … der Mann atmet auf … er denkt: Ich bin gerettet … er klopft … jemand in einem schicken Livree, also eine Art besserer Diener, öffnet … und fragt: Was wünschen, der Herr?
Lassen Sie mich rein; ich verdurste. Mein Herr, sagt da der Diener. Hier ist ein Casino. Ohne Krawatte kommen Sie nicht herein.
Wollen wir so sein, als Kirche? Nein, nicht wahr. Wollen wir nicht.
Aber wie dann? Wie wollen wir dann sein? Wie kann es gelingen, weder Gott zu verharmlosen, weder zu unterschlagen, dass für uns mit Ihm alles auf dem Spiel steht … alles … Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten … Wie kann es gelingen, dass wir das nicht unterschlagen … und dass wir doch nicht irgendwie … so insgeheim protestantisch lächelnd und versichernd, dass wir es nur gut meinen … eben doch zu geistlichen Erpressern werden … Du musst aber glauben … du musst es … sonst … sonst sieht´s schlecht aus.
Ich habe keine Antwort … keine neue Antwort … keine Antwort von heute … ich habe auch wenig Mitstreiter, Mitsuchende …
Der einzige … darum zitiere ich den auch so gern und oft … der einzige … der da nach neuen Antworten … ja sogar nach einer neuen Sprache gesucht hat, ist für mich Dietrich Bonhoeffer … er schreibt 1944: Was mich unablässig bewegt, ist die Frage, was das Christentum oder auch wer Christus heute für uns eigentlich ist. Die Zeit, in der man das den Menschen durch Worte – seien es theologische oder fromme Worte – sagen konnte, ist vorüber; ebenso die Zeit der Innerlichkeit und des Gewissens, und d.h. eben die Zeit der Religion überhaupt. Wir gehen einer völlig religionslosen Zeit entgegen …
Dieser These Bonhoeffers ist heftig widersprochen worden … seitdem seit den 60er Jahren Räucherstäbchen in europäische Bürgerstuben einzogen … große evangelische Landeskirchen wegen erhöhter Nachfrage Pilgerpfarrer einstellen … Versandhäuser (wenn nichts ausgesprochen Christliches) so doch zumindest eine Buddha-Figur im Angebot haben … (mit und ohne Beleuchtung) … und Klöster sich vor gestressten Managern, die dort eine Auszeit suchen, kaum noch retten können … seitdem scheint Religiöses mehr denn je im Schwange … Ja, das stimmt … in dem Sinne ist die von Bonhoeffer erwartete völlig religionslose Zeit nicht angebrochen … Aber das beruhigt mich nicht … und das darf mich (wenn ich Bonhoeffer recht verstehe) auch nicht beruhigen … denn Bonhoeffer will ja auf die hinaus, die durchs hergebrachte religiöse Schema fallen … und das sind doch heute: die allermeisten …
Bonhoeffer fragt, ob wir uns denn wirklich auf die beschränken wollen, die er “letzte Ritter” nennt … auf die, die als intellektuell unredlich bezeichnet und bei denen wir deshalb religiös noch landen können. Er fragt: Sollten das etwa die wenigen Auserwählten sein? Sollen wir uns eifernd, pikiert oder entrüstet ausgerechnet auf diese zweifelhafte Gruppe von Menschen stürzen, um unsere Ware bei ihnen abzusetzen? Sollen wir ein paar Unglückliche in ihrer schwachen Stunde überfallen und sie sozusagen religiös vergewaltigen? Wenn wir das alles nicht wollen … was für eine Situation entsteht dann für uns, für die Kirche? Wie kann Christus der Herr auch der Religionslosen werden?
Ja, das ist die Frage: Wie kann Christus der Herr auch der Religionslosen werden? Wie? Er kann es. Gewiss. Denn er ist es. Aber wie können wir Ihm da Wegbereiter sein?
Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst? Ich bin dadurch in Christus vor Gott gerecht und ein Erbe des ewigen Lebens.
Gute evangelische Antwort. Klassisch. Reformatorisch. Und heute ist ja Reformationstag. Wir feiern ihn. Aber populär ist er nicht. Populär ist Halloween.
Ja, ja ... die Menschen sind religiöser, als Bonhoeffer das für möglich hielt, aber sie sind nicht kirchlicher … und gemeindlich, in eine Art Gemeinde-Disziplin eingebunden … sind sie schon gar nicht. Bonhoeffer hat nach einer neuen Sprache gesucht. Nicht nach Zeitgeistjargon, sondern nach einer Sprache, die öffnend ist. Er hat sie nicht gefunden. Ich habe sie auch noch nicht gefunden. Solange das nicht der Fall ist, mag es schon viel sein, wenn die alte Sprache zu rechter Zeit erklingt. Manchmal gelingt das.
In den letzten Jahren, wenn ich zu Verstorbenen gerufen wurde zum Abschied, dann standen wir um das Bett herum; und am En-de sagte ich dann: Kommt, wir halten uns jetzt alle bei der Hand. Und jetzt sprecht mir nach: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.(Amen)
Nein, das ist keine neue Sprache; das ist der letzte Vers des 2. Korintherbriefes; dennoch: trotz der alten Sprache und trotz des bunten Kreises von Menschen, die religiös sehr unterschiedlich sortiert waren - ich hatte immer das Gefühl … jetzt, jetzt geht´s mit dem Abschied und mit der Beerdigung und mit der Chaos der Gefühle … jetzt … nachdem wir uns das gegenseitig gesagt haben.
Du bist nicht allein. Wir sind nicht allein. Am Anfang nicht. Und am Ende auch nicht. Vielleicht eine erste Antwort auf eine erste Frage eines Katechismus, der noch zu schreiben ist. Amen.
Gehalten am 31. Oktober 2013 in der Ev. reformierten Kirchengemeinde Hildesheim