Heidelberger Katechismus Frage ...
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Die 129 Fragen des Heidelberger Katechismus - ohne die Antworten!
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1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

2. Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?

3. Woher erkennst du dein Elend?

4. Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?

5. Kannst du das alles vollkommen halten?

6. Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?

7. Woher kommt denn diese böse und verkehrte Art des Menschen?

8. Sind wir aber so böse und verkehrt, dass wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?

9. Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas fordert, was der Mensch nicht tun kann?

10. Will Gott diesen Ungehorsam ungestraft lassen?

11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig?

12. Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes schon jetzt und ewig Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?

13. Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?

14. Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?

15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?

16. Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?

17. Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?

18. Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?

19. Woher weißt du das?

20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?

21. Was ist wahrer Glaube?

22. Was ist für einen Christen notwendig zu glauben?

23. Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?

24. Wie wird das Glaubensbekenntnis eingeteilt?

25. Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist?

26. Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde“?

27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?

28. Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?

29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt „Heiland“ genannt?

30. Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?

31. Warum wird er Christus, das heißt „Gesalbter“ genannt?

32. Warum wirst aber du ein Christ genannt?

33. Warum heißt Jesus Christus „Gottes eingeborener Sohn“, da doch auch wir Kinder Gottes sind?

34. Warum nennst du ihn „unseren Herrn“?

35. Was bedeutet: „Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?

36. Was nützt es dir, dass er durch den heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren ist?

37. Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?

38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?

39. Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?

40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?

41. Warum ist er begraben worden?

42. Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?

43. Welchen weiteren Nutzen haben wir aus Opfer und Tod Christi am Kreuz?

44. Warum folgt „abgestiegen zu der Hölle“?

45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?

46. Wie verstehst du, dass es heißt „aufgefahren in den Himmel“?

47. Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?

48. Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?

49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?

50. Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?

51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?

52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“?

53. Was glaubst du vom heiligen Geist?

54. Was glaubst du von der „heiligen allgemeinen christlichen Kirche“?

55. Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?

56. Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?

57. Was tröstet dich die „Auferstehung der Toten“?

58. Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?

59. Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst?

60. Wie bist du gerecht vor Gott?

61. Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?

62. Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?

63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?

64. Macht aber diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?

65. Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?

66. Was sind Sakramente?

67. Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinweisen?

68. Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?

69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?

70. Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?

71. Wo hat Christus verheißen, dass wir so gewiss mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?

72. Ist denn das äußerliche Wasserbad selbst die Abwaschung der Sünden?

73. Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“ und die „Abwaschung der Sünden“?

74. Soll man auch die kleinen Kinder taufen?

75. Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und gewiss gemacht, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?

76. Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?

77. Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so gewiss mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?

78. Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?

79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder nennt den Kelch den neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?

80. Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?

81. Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?

82. Dürfen aber zum heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?

83. Was ist das Amt der Schlüssel?

84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?

85. Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?

86. Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?

87. Können denn auch die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren?

88. Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?

89. Was heißt Absterben des alten Menschen?

90. Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?

91. Was sind denn gute Werke?

92. Wie lautet das Gesetz des HERRN?

93. Wie werden diese Gebote eingeteilt?

94. Was fordert der Herr im ersten Gebot?

95. Was ist Götzendienst?

96. Was will Gott im zweiten Gebot?

97. Darf man denn gar kein Bild machen?

98. Dürfen denn nicht die Bilder als „der Laien Bücher“ in den Kirchen geduldet werden?

99. Was will Gott im dritten Gebot?

100. Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?

101. Darf man aber überhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?

102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?

103. Was will Gott im vierten Gebot?

104. Was will Gott im fünften Gebot?

105. Was will Gott im sechsten Gebot?

106. Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?

107. Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?

108. Was will Gott im siebenten Gebot?

109. Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?

110. Was verbietet Gott im achten Gebot?

111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?

112. Was will Gott im neunten Gebot?

113. Was will Gott im zehnten Gebot?

114. Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?

115. Warum lässt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?

116. Warum ist den Christen das Gebet nötig?

117. Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?

118. Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?

119. Wie lautet dieses Gebet

120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?

121. Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“?

122. Was bedeutet die erste Bitte: „Geheiligt werde dein Name“?

123. Was bedeutet die zweite Bitte: „Dein Reich komme“?

124. Was bedeutet die dritte Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?

125. Was bedeutet die vierte Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?

126. Was bedeutet die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?

127. Was bedeutet die sechste Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“?

128. Wie beschließt du dieses Gebet: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“?

129. Was bedeutet das Wort: „Amen“?

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Fragen 26 bis 28

Predigt von Pfarrer Simon Froben, Bayreuth

"Was glaubst du, wenn du sprichst: »Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde«?"

Liebe Gemeinde!

Ein herrlicher Sonnentag. Das Tschilpen der Vögel wie ein Freudenkonzert in der warmen Frühlingsluft. Und nun endlich auch das helle Grün, die aufbrechenden Knospen. Der Golfstrom hat uns – gottlob! – doch nicht vergessen. Es wird Frühling. Wir können ihn geradezu einatmen, können physisch das Leben spüren, das er verbreitet und das auch in uns erwacht! Hat Gott diese Welt nicht wunderbar geschaffen?
Es wird wohl an einem solch wunderschönen Sonnentag gewesen sein, dass Wolfgang Staude, ein ganz normaler Mann aus Hamburg, dessen Namen ich nur erwähne, damit Sie mir glauben, dass dies eine wahre Geschichte ist, einen dieser bunten Heliumballons in den Himmel geschickt hat, mit einer Karte dran. Name, Telefonnummer, das übliche halt. Und einige Tage später kommt der Anruf. Der Ballon ist rund 100 km weit geflogen und dann in einem Obstbaum hängen geblieben, im Garten eines alten Schulfreundes, zu dem er – solche Unglücke passieren immer wieder – schon vor vier Jahrzehnten den Kontakt verloren hatte. Und nun die altvertraute Stimme am Telefon ... Eine wahre Geschichte![1]
 
Im Kleinen haben wir das alle schon erlebt: Ich nehme ausnahmsweise einmal nicht die vertraute Route nach Hause, sondern den Umweg. Ich habe noch Zeit, die Landschaft ist schöner, ich kann billiger tanken, was auch immer. Und am Abend sehe ich dann im Fernsehen diesen Kilometer langen Stau und vor allem den Unfall selbst. Glück gehabt! Das hätte ich sein können!
Oder: Ich verpasse meinen Zug und beim Warten treffe ich einen von diesen Menschen, bei denen es nicht viele Worte braucht zum Verstehen. Es ist als hätte man einen alten Freund getroffen. Das sollte so ein, das kann gar nicht anders. Sie haben sicher auch solche Freunde, überlegen sie mal, und wie haben Sie eigentlich Ihren Partner, Ihre Partnerin kennen gelernt?
 
Es gibt Begebenheiten, Momente, Erfahrungen, die sind, als würde man in eine wunderbar warme Badewanne steigen. Das Leben reimt sich. Alles ist erfüllt und erfüllend, alles hat seinen guten, tiefen Sinn und offenbart einen guten, tragenden Zusammenhang. Gerade solche Erlebnisse und Erfahrungen geben uns Halt in unserem Leben, geben uns Kraft. Wir brauchen das. Wir brauchen das Gefühl, diese Erfahrung, dass alles doch irgendwie seinen guten Sinn hat. Auch wenn wir es im Ganzen natürlich nicht überblicken. Aber unsere Seele sehnt sich nach Haltepunkten, unser Vertrauen braucht solche Haftpunkte. Es sind die kleinen Heimatinseln für unseren Lebensmut inmitten des tosenden Meeres einer immer zerrissener werdenden Welt. Inmitten eines Lebens, dass nur allzu oft in Widersprüchen, Abbrüchen, ja in einem ziellosen Chaos zu versinken droht, das jedem Gedanken an einen Zusammenhang, einen Sinn, einer Ordnung Hohn spricht.
Ja, wir wissen auch das: Das Leben reimt sich nicht als Ganzes. Es geschehen Katastrophen schrecklichen Ausmaßes. Überlebende wie etwa die des Zugunglücks von Eschede vor 15 Jahren können nicht einfach alle nur dankbar sein für das neu geschenkte Leben, für das Glück, das sie hatten. Viele sind traumatisiert, plagen sich noch Jahre später mit Albträumen und vollkommen irrationalen Schuldgefühlen.
Dabei reicht doch auch für uns schon eine Diagnose beim Arzt, dass die Welt, wie wir sie kennen, aus den Fugen gerät und alle gewohnte Sicherheit dahin ist. Der Untergrund auf dem wir gehen, kann sich nur allzu schnell als Eisfläche entpuppen und wir hören das Knacken und spüren die Risse am eigenen Körper. Was hält uns noch fern von dem kalten Dunkel unter uns?
Hat das Leben jetzt und hier einen Haltepunkt, eine Harmonie, ein Ziel, einen S i n n? Gibt es da ein Fadenwerk, eine ordnende, fürsorgende Hand, die uns hält, „tiefer können wir nicht fallen“ – eine Vorstellung, die für die meisten von uns wohl mit Geborgenheit verbunden ist? Gibt es eine lenkende Hand dann aber auch? Das träfe nicht ganz den Nerv unserer Zeit, der doch individuelle Freiheit und Selbstbestimmung höchste Güter – um nicht zu sagen: Götter – sind. Gibt es – jetzt und hier – diese Hand, diesen Halt, das Wirken einer „ewigen Harmonie“, einen Ziel- und Ausgangspunkt, einen höheren S i n n? Oder gehorcht das Leben nur dem darwinistischen Kampf der Evolution, düsteren Schicksalsmächten oder sagen wir ganz einfach: dem Zufall?
Wirklich tröstlich wäre das nicht!
 
Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? Die Frage nach dem Trost, wie sie gleich in der ersten Frage gestellt wird, ist das Herzstück des Heidelberger Katechismus. Es geht um Vertrauen, um den Glauben. Um meinen Glauben. Mein Vertrauen. Meinen Trost. Die Fragen 26 bis 28 im Heidelberger sind so etwas wie eine „OP am offenen Herzen“, am geöffneten Herzstück. Es geht um die sog. „Vorsehung“ oder wie es in der Orginalausgabe von 1563 heißt die „Fürsehung“ Gottes. Ich meine, wir dürfen zum leichteren Verständnis getrost auch von der „Fürsorge“ Gottes sprechen. In diesen drei Fragen zur Vorsehung im Heidelberger Katechismus entscheidet sich letztlich grundlegend, ob mein Glauben, ob mein Vertrauen mir in diesem Leben, wie ich es führe und sehe, in dieser Welt wie sie ist, zum T r o s t werden kann. Es geht um die Gottesfrage. Aber nicht allgemein darum, ob es denn einen guten Gott gibt oder nicht. Sondern darum, ob es einen guten Gott für m i c h, für u n s, für diese Welt, hier und jetzt gibt. Konkret: Ob er (oder sie), ob G o t t auch heute, h i e r und j e t z t  h a n d e l t. Handeln k a n n. Handeln w i l l. Der Katechismus tut dabei sehr gut daran, nicht darüber zu spekulieren, wie Gott denn handelt: Etwa durch Naturgesetze oder Wunder, durch das Wirken von Menschen oder Engeln, was auch immer. Das bleibt aussen vor. Keine Spekulation! Wichtig ist allein die Frage: Hat Gott diese Welt einmal erschaffen vor geraumer Zeit, schön und gut, und ist dann erst mal Tee trinken gegangen oder amüsiert sich über unsere ohnmächtige Hilflosigkeit und das ausgreifende Chaos o d e r ist Gott da, begleitet er uns, sorgt er für uns, für diese Welt, in dieser Welt?
Das wäre allerdings ein großer Trost.
 
Lesen wir zunächst die Frage 26[2]:
         Was glaubst du, wenn du sprichst:
         »Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde«?
 
Diese Formulierung kennen wir aus dem Apostolischen Glaubensbekenntnis, der in diesem Teil der Katechismus ausgelegt wird.
 
         Ich glaube,
         dass der ewige Vater
         unsers Herrn Jesus Christus
         um seines Sohnes willen                                           Gal 4,5-7; Eph 1,5
 
Das ist dem Katechismus wichtig: Alle Aussagen werden auf Jesus Christus bezogen, von ihm allein hergeleitet. Anders können wir als Christinnen und Christen nicht von Gott reden!
 
Also: Ich glaube, dass der ewige Vater unseres Herrn Jesus Christus um seines Sohnes willen...
         mein Gott und mein Vater ist.                                  Joh 1,12; Röm 8,15
         Er hat Himmel und Erde
         mit allem, was darin ist,
         aus nichts erschaffen                                               1. Mose 1; Ps 33,6
         und erhält und regiert sie noch immer
         durch seinen ewigen Rat und seine Vorsehung.        Ps 104,2-5; Mt 10,29-30; Hebr 1,3; Ps 115,3
 
         Auf ihn vertraue ich und zweifle nicht,
         dass er mich mit allem versorgt,                               Ps 55,23; Mt 6,25-26; Lk 12,22-24
         was ich für Leib und Seele nötig habe,
         und auch alle Lasten,
         die er mir in diesem Leben auferlegt,
         mir zum Besten wendet.                                            Röm 8,28
         Er kann es tun als ein allmächtiger Gott                     Röm 10,12
         und will es auch tun als ein getreuer Vater.               Mt 6,26; 7,9-11
 
Ich würde Sie jetzt am liebsten fragen, was sie von diesen Worten halten. Ich persönlich finde sie zunächst berührend in ihrer Klarheit und auch trostvoll. Wunderschöne Worte, Sätze, Gedanken. Zeugnisse. Es sind keine vermessenen Behauptungen: So und so ist es! Es ist persönliches Zeugnis. Da spricht ein „Ich“.
Ich rühren sich aber auch Widerstände: „Ich zweifle nicht.“, steht da z.B. zu Beginn des 2. Absatzes[3]. „Ich zweifle nicht“ – stimmt das so? Für mich?
Und wenn es auch – gerade heute – sehr heilsam ist zu hören, dass Gott uns – nein: mich – mit allem versorgt, was ich für Leib und Seele nötig habe – also mit dem, was ich wirklich n ö t i g brauche, nicht dem, was ich mir wünsche oder meine zu brauchen – ...wenn das also noch heilsam klingt, so mag sich doch Widerspruch regen, dass Gott „alle Lasten, die er mir in diesem Leben auferlegt, mir zum Besten wendet“. Ach wenn es doch so wäre! Kann ich das wirklich glauben? Und warum legt mir dieser Gott diese Lasten überhaupt erst auf? Könnte er sich doch sparen, sie zu wenden.
Doch der Heidelberger hat einen sehr realistischen Blick auf das Leben, in dem sich eben nicht alles auf Sonnenschein reimt, in dem es ganz andere Dinge auch zu sehen und zu bestehen gibt.
 
Lesen wir Frage 27:
         Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?        Apg 17,25-28
 
         Die allmächtige und gegenwärtige Kraft Gottes,
         durch die er Himmel und Erde 
         mit allen Geschöpfen                                                 Hebr 1,2-3
         wie durch seine Hand
         noch erhält und so regiert,
         dass Laub und Gras,
         Regen und Dürre,                                                      Jer 5,24; Apg 14,17
         fruchtbare und unfruchtbare Jahre,                         Joh 9,3
         Essen und Trinken,                                                    Spr 22,2
         Gesundheit und Krankheit, 
         Reichtum und Armut
         und alles andere
         uns nicht durch Zufall,
         sondern aus seiner väterlichen Hand
zukommt.
 
Geradezu harmlos kommen sie daher, diese Gegensatzpaare in ihrem Für und Wider, es klingt fast wie gereimt. Und offenbart doch all die Ungereimtheiten, die es gibt in dieser Welt und im Leben jedes Einzelnen. Vom allgemeinen der Schöpfung, „Laub und Gras“ in ihrem Werden und Vergehen, wird es immer konkreter, „Regen und Dürre“, bis hin zu den Dingen, deren Auswirkungen auch wir hier ganz persönlich in unserem Leben erfahren: „fruchtbare und unfruchtbare Jahre, Essen und Trinken. Gesundheit und Krankheit, Reichtum und Armut.
Alles von Gott! Nichts durch Zufall! Alles aus seiner väterlichen Hand! Für uns! Ist das so?
Die Fürsehung Gottes wird ein Dorn bleiben, ein Stachel im Fleisch jedes Glaubenden, der es sich in seinem Glauben behaglich und bequem einrichten will! Und jedes Unrecht, jede Not, eigene und erst recht fremde Not, wird zum Wundbrand des Glaubens, zur immer wieder neuen Bewährung unseres Vertrauens, unserer Hoffnung: Ist das so?
Was ist mit dem jungen Vater, der zum Arzt geht, weil er mit einem Mal ganz selbstverständliche Dinge vergaß, den zu   ernsten Blick des Arztes aber wird er nicht vergessen für den kurzen „Rest seines Lebens? Was ist mit den Eltern, die ihre Kinder verlieren? Was ist mit jahrelangen Siechtum voller Schmerzen? Was ist mit dem Leid und warum haben die einen so viel und die anderen verhungern? Und was ist mit den Kriegen auf dieser Welt? Und was ist es auch mit unserem Anteil daran? Kommt das alles von Gott? Für uns?
Nach Ausschwitz wollten einige Theologinnen und Theologen mit dem Theologisieren ganz aufhören. Zu schlimm erschien der Gedanke, dass Gott damit irgendetwas damit zu tun haben sollte. Jedwede Aussage in dieser Richtung aus dem Munde eines Lebenden muss doch wie ein Hohn sein über all die Toten, über all das Leid, das wir Menschen anrichten oder erfahren.
 
Immerhin: Der Heidelberger Katechismus geht dieser bedrängenden Frage nicht aus dem Weg. Er spricht diese Gegensätze an. Darin ist er gut biblisch. Und er redet aus einer Zeit heraus, in der Not und Leid durchaus sehr gegenwärtig waren. Kriege, der frühe Tod von Kindern, Hunger oder Krankheiten wie die Pest standen nahe vor Augen. Das gibt den Worten Glaubwürdigkeit. Und noch etwas: Der Heidelberger Katechismus hat nicht den Anspruch, allgemeine Gewissheiten oder Wahrheiten zu benennen. Es geht um den Glauben. Und Glauben ist, wie der Heidelberger gerade vorher zur Einleitung des Apostolischen Bekenntnisses in Frage 21 ausführt, ich zitiere: nicht allein 
eine zuverlässige Erkenntnis, durch welche ich alles für wahr halte, was uns Gott in seinem Wort geoffenbart hat, sondern auch ein herzliches Vertrauen, welches der Heilige Geistdurchs Evangelium in mir wirkt.“ Die „Fürsehung“, die „Fürsorge“ Gottes für uns Menschen, für diese Welt, jetzt und hier, wird nicht als allgemeine erkennbare Wahrheit behauptet, der ich zu jeder Zeit zustimmen können muss. Nein! Herzliches Vertrauen, auch mein eigenes Vertrauen, mein eigener Glaube werden geschenkt. Darauf kann ich h o f f e n. Dafür kann ich b e t e n. Mehr aber auch nicht.
Der Heidelberger versucht gar nicht erst zu erklären, warum Gott das Leid zulässt. Das könnte er auch gar nicht. Die Aussagen zur Fürsehung weisen stattdessen auf eine
H o f f n u n g, die gerade in Not und Leid so elementar wichtig ist: Dass diese Welt und unser Leben nicht im Chaos oder in der Bedeutungslosigkeit, in der  S i n n l e e r e verschwinden, sondern dass es – auch wenn wir es nicht verstehen oder als allgemeine Erkenntnis wissen oder gar behaupten könnten – (dass es) einen S i n n, ein Z i e l, eine g u t e  A b s i c h t, einen g u t e n  f ü r s o r g l i c h e n   G o t t für uns gibt und wir uns so einen Reim auf unser Leben machen können. Eben diese Hoffnung, dieses Vertrauen aber können wir uns nicht selbst geben. Sie mögen uns geschenkt werden. Mir. Dir. Wir können „nur“ dafür beten.
 
Drei Texte, liebe Gemeinde, zum Schluss. Zunächst die Frage 28, die das Thema der Fürsehung abschliesst:
 
         Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?
 
„Was nützt uns...“? So fragt der Heidelberger immer wieder. Immer wieder geht es nicht allein um „rechte Lehre“, sondern um den ganz persönlichen Bezug. Was bringt es mir? Wozu ist es gut? Was schenkt mir Gott?
 
         Gott will damit,
         dass wir in aller Widerwärtigkeit geduldig,
         in Glückseligkeit dankbar                                   Röm 5,3; Jak 1,3; Hiob 1,21; 5. Mose 8,10; 1. Thess 5,18
         und auf die Zukunft hin voller Vertrauen
         zu unserem treuen Gott und Vater sind,
         dass uns nichts
         von seiner Liebe scheiden wird,                         Röm 8,38-39
         weil alle Geschöpfe so in seiner Hand sind,
         dass sie sich ohne seinen Willen
         weder regen noch bewegen können.                 Hiob 1,12; Apg 17,25-28; Spr 21,1
 
„... weil alle Geschöpfe so in seiner Hand sind, dass sie sich ohne seinen Willen weder regen noch bewegen können.“
Dazu, liebe Gemeinde, den zweiten Text vo Kornelis Heiko Miskotte, dem bedeutendsten holländischen Theologen des 20. Jahrhunderts. Er schreibt, ausgehend von dem Wort Mt 10,29, das wir in der Lesung gehört haben, wo es heißt, dass kein Spatz zu Boden fällt, ohne dass Gott bei ihm sei: „Kein Spatz fällt ohne den Willen des Vaters! Wie kann uns dies zum Trost werden? … Der Trost besteht nicht darin, dass der Spatz nicht fällt, sondern dass er nicht aufgrund des Schicksals oder durch Zufall fällt, sondern durch einen bewussten weisen Willen. … Wir dürfen die Vorsehung nicht den Sentimentalen überlassen, die nicht sehen wollen, dass Spatzen fallen. Aber auch nicht den Optimisten, die glauben, dass eine Zeit kommt in der die Spatzen nicht mehr fallen werden. Wir glauben, dass alle Dinge einen Sinn haben; nicht den einen oder anderen Sinn, selbst nicht einen 'göttlichen' Sinn, sondern einen Sinn in Übereinstimmung mit Gottes Qualitäten. Und das zu glauben ist wahrhaftig harte Arbeit, Titanenarbeit: der Glaube ist nämlich kein Spaziergang, sondern ein halsbrecherisches Unternehmen!“[4]
 
Und zum Schluss ein Zitat von Christian Link, Systematikprofessor an der Bochumer Ruhr Universität:
„Wenn wir wissen, dass auch unsere Gebete nicht in den Wind gesprochen sind, dann können wir 'in aller Widerwärtigkeit geduldig' und – was heute das wichtigste ist – 'auf Zukunft hin voller Vertrauen zu unserem treuen Gott' sein. Dann brauchen wir als Christen nicht an den Klagemauern der Gegenwart zu stehen, sondern treten auf die Zinnen, von denen aus die Zukunft sichtbar wird.“[5]
 
„Wenn wir wissen, dass auch unsere Gebete nicht in den Wind gesprochen sind...“
Das gebe Gott!
Amen!


[1]   Nachzulesen in: Stefan Klein, Alles Zufall, Reinbek 2004.
[2]   Neben den Einzelausgaben findet sich der Heidelberger Katechismus z.B. im Evangelischen Gesangbuch. Ausgabe für die Landeskirchen Rheinland, Westfalen, Ev.-ref. Kirche, Lippische Landeskirche, Gütersloh/Bielefeld/Neukirchen-Vluyn 1996, S1611f..
[3]   Die Originalausgabe 1563 formuliert etwas zurückhaltender: „... umb seines Sons Christi willen / mein Gott un mein Vater sey / auff welchen ich also vertrauwe / daß ich nicht zweiffel / er werde mich mit aller notdurfft leibs und der seelen versorgen ...“ - s. unter www.heidelberger-katechismus.net/daten/File/Upload/doch-6402-2.pdf.
[4]   Kornelis Heiko Miskotte, De blijde wetenshap. Toelichting op de Heidelbergse Catechismus Deel 1: Zondag I – XII, Franeker o.J., S. 152f., zitiert nach: Georg Plasger, Glauben heute mit dem Heidelberger Katechismus, Göttingen 2012, S. 126.

[5]   Christian Link, „Kein Haar von meinem Haupt kann fallen“. Vorsehung heute, in: M. Heimbucher u.a., Zugänge zum Heidelberger Katechismus. Geschichte – Themen – Unterricht, Neukirchen-Vluyn 2012, S. 126.

Predigt gehalten am 6. April 2013 in der Ev.-reformierten Kirchengemeinde Beyreuth.